Ein Bild, wie wir es heute kennen
Ein riesiger Lebensmittelmarkt, der seit Ende 2015 zum Ansbacher Stadtbild gehört. Daneben – eine gigantische Baustelle. Hier entstehen die „HürnerHöfe“, ein Ort zum Arbeiten, Wohnen und Urlaub machen. Der Name – eine Erinnerung an eine längst vergangene Zeit.
eine Reportage von Melanie Buchinger und Nathalie Gellner

Ein Werdegang wie aus dem Bilderbuch
Auf der Nürnberger Gewerbeausstellung wurde die Hürnerbräu 1882 mit einer silbernen Medaille ausgezeichnet und erlangte daraufhin einen so hervorragenden Ruf, dass das Bier weit über die Grenzen Bayerns nach Wien, Österreich, Amerika, Paris und sogar in den Orient versandt wurde.
1908 übernahm Carl Hürner die Brauerei von seinem Vater, in der er bereits seit einigen Jahren mit der Direktion betraut war. In den folgenden Jahren expandierte das Unternehmen rasant. Nachdem einige Brauereien aus dem Umkreis hinzukamen, erreichte Hürnerbräu eine Produktionsmenge von über 62.000 Hektolitern pro Jahr, was einer Anzahl von 620.000 Kästen Bier entspricht. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland liegt bei rund 100 Litern pro Jahr.
Auch nach der Umwandlung von einem Familienbetrieb in eine Aktiengesellschaft im Jahr 1922 galten weiterhin die alten Grundsätze des Geschäfts: „Erzeugung von gutem, bayerischen Bier unter vornehmer Geschäftsführung der Familie Hürner.“

Das Ende einer Ära
Im Jahr 1994 wurde der Brauereibetrieb in Ansbach komplett eingestellt und die Hürner Biere wurden fortan in Nürnberg gebraut. Allerdings weit weniger erfolgreich, da das Nürnberger Wasser eine starke Geschmacksveränderung mit sich brachte.
Enkel Carl-Dieter Spranger erinnert sich…
Betty und Carl Hürner, die Großeltern von Bundesminister a.D. Carl-Dieter Spranger, waren die letzten privaten Eigentümer der Hürnerbräu. Hier packte Bundesminister a.D. Carl-Dieter Spranger in seiner Studienzeit ordentlich mit an. Mit dem Abriss des Hürnerareals ging für Carl-Dieter Spranger auch ein Stück Kindheit verloren. Noch heute denkt er oft an die bewegende Zeit zurück.

„Tradition und Regionalität haben Hürner schon immer ausgemacht“,
berichtet Hermann Pörschmann. Er selbst war 41 Jahre bei Hürnerbräu beschäftigt. Vom „Mädchen für alles“ hat er sich im Laufe der Jahre zum Verkaufsleiter hochgearbeitet.
„Die Brauerei war mein Leben.“
Das Unternehmen war nach seiner Aussage immer sehr familiär, was ein sehr gutes Betriebsklima mit sich brachte. „Wir hatten sogar eine eigene Fußballmannschaft.“ Jeden ersten Donnerstag im Monat wird sich noch heute zum Stammtisch getroffen.
Da braut sich wieder was zusammen
2017 – kurz vor seinem Tod überlässt der letzte Braumeister von Hürner der Tucher-Brauerei das Originalrezept der letzten Ansbacher Sude. So ermöglicht er eine Wiedereinführung der Marke, welche ab sofort in Lichtenau gebraut wird. Dort entspricht das Wasser dem Ansbacher Wasser und das Hürnerbier schmeckt wieder so, wie es einmal geschmeckt hat.
Neues Leben auf dem Hürnergelände
Da 1993 der Brauereibetrieb von Hürner eingestellt wurde, lag das Gelände jahrelang brach. Ende 2011 wurde es schließlich von Beil Bau erworben. Nachdem die alten Mauern 2013 abgerissen wurden, konnte mit dem Bauprojekt „HürnerHöfe“ begonnen werden. Dabei entstehen Wohnungen, Geschäftsräume und ein Tagungshotel. Noch immer sind die Bauarbeiten nicht vollständig abgeschlossen, aber ein Ende scheint in Sicht zu sein. Die neu erbauten Gebäude haben zwar nichts mehr mit einer Brauerei gemeinsam, aber der Name der Anlage soll an eine längst vergangene Zeit erinnern – eine Zeit, in der in Ansbach noch gebraut wurde.