Graffiti-Kunst in Ansbach

Manuel Lorente sprüht unter dem Künstlernamen „Raven“ und gibt Graffiti-Workshops an der Jungen Kunstschule in Ansbach. Die Werke des 44-Jährigen sind nicht nur in Franken zu bewundern, sondern auch auf internationalen Magazin-Covern. Im Interview spricht Manuel Lorente über seine Kunstwerke und die illegale Graffiti-Szene.

Erst auf dem Papier, dann auf der Wand: Der Ansbacher benötigt vor dem Sprühen eine Genehmigung
Graffiti im "Style-Writing" von Manuel Lorente
Entwurf im Graffiti-Stil auf dem Papier
Manuel Lorente sprüht unter dem Künstlernamen "Raven"
Das "Speckdrumm" ist im Jahr 2018 entstanden und einer seiner neusten Graffiti-Arbeiten
Manuel Lorente ist nicht nur Graffiti-Künstler, sondern arbeitet auch mit Schulen sowie kommunalen und kirchlichen Einrichtungen zusammen

Wann hast du mit dem Graffiti angefangen?

Meine ersten Skizzen und Sprühversuche fanden zwischen 1992 und 1993 statt. Erst durch die „Graffiti Art“-Buchreihe von Schwarzkopf & Schwarzkopf wurde mein Interesse für Stylewriting erneut geweckt. Ab 1995 habe ich wieder gesketcht, seit 1997 male ich ohne Unterbrechung mit Sprühdosen.

Ein sogenannter „Sketch“

Was hat dich dazu bewegt?

Auslöser waren die Styles und vor allem Characters an der Regionalbahnlinie entlang der Costa Brava nach Barcelona. Die ersten Jahre waren frustrierend, da es mir trotz künstlerischer Vorerfahrung – ich zeichne, seit ich einen Stift in der Hand halten kann – nicht möglich war, einen vernünftigen Graffiti-Style zu konstruieren. Der Ehrgeiz, den traditionellen New York-Style adäquat interpretieren und weiterentwickeln zu können, treibt mich bis heute an.

Raven ist der Künstlername von Manuel Lorente

Was bedeutet dir Graffiti?

Ich bin kein typischer Graffiti-Writer. Prägendster künstlerischer Input waren Cover-Illustrationen (Metal / Punk) und Independent-Comics (Horror, Fantasy, Sci-Fi). Ein weiterer wichtiger Einfluss waren Typographie und Grafik-Design. Seit dem Generationswechsel in den 2000ern haben sich die Graffiti verändert und mich sprechen viele Bilder nicht mehr an, trotz des hohen technischen Anspruchs vieler Styles. Ich male die letzten Jahre im Durchschnitt nur circa drei bis vier Wände im Jahr, aber ich sketche sehr viel und entwickle meinen Style.

Warum der Künstlername „Raven“?

Der Künstlername „Raven“ bedeutet Rabe. Mein Bruder ist ebenfalls Graffiti-Künstler und nennt sich „Crow“, was Krähe bedeutet. Da ich der ältere Bruder bin, fand ich den Namen zutreffend, weil die Krähe kleiner als der Rabe ist.

Auf welches Werk bist du am meisten stolz und warum?

Mein gelungenstes Graffiti bisher ist vermutlich der „Lackaffe“ von 2011 am Speckdrumm. Ein bisschen „stolz“ war ich, als ich Anfang der 2000er ein Punk-Magazin mit einer Cover-Illustration von mir zentral im Schaufenster eines bekannten Berliner Comic-Ladens entdeckte. Ich habe in den 1990ern und 2000ern für einige nationale und internationale Punk-Bands und -Magazine Covers gestaltet.

„Der Lackaffe“ gehört zu den größten Graffitis von Manuel Lorente, die er gesprüht hat

Was weißt du über die illegale Szene von Graffiti?

Vermutlich nicht viel. Ich habe mich entschieden, legal zu malen. Beispielsweise besitze ich Genehmigungen für alle Flächen am Speckdrumm in Ansbach. Das bedeutet aber nicht, dass ich illegalem Graffiti negativ gegenüberstehe. Illegales Stylewriting ist das „echte“ Graffiti von Anfang an. Wären die Kids von New York damals zur Stadtverwaltung gegangen und hätten um Freiflächen gebeten, würde die Graffiti-Kultur heute nicht existieren. Aber jeder muss für sich entscheiden, ob er seine finanzielle Existenz und unter Umständen seine „Freiheit“ für Graffiti riskiert.

Du arbeitest mit der jungen Kunstschule, kurz JUKS, zusammen. Was genau lehrst du dort?

Von mir wurden ab 2013 bis Anfang 2017 jährlich Graffiti-Workshops im Rahmen der JUKS-Projekttage angeboten. In den letzten Jahren konnte ich durch die Zusammenarbeit mit Schulen sowie kommunalen und kirchlichen Einrichtungen hunderten Jugendlichen in der Region die Graffiti-Kultur näher bringen. Zuletzt habe ich gemeinsam mit den Jungs vom Windsbacher Knabenchor bei einer mehrtägigen Graffiti-Aktion eine Hausfassade gestaltet.

Noemi Francavilla

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