Der erste Menstruationsladen der Welt hat dieses Jahr in Franken eröffnet: ALMO. Die Ansbacherin Stefanie Wagner startete erst mit einem Online-Shop. Jetzt hat sie sich getraut, aus diesem Tabuthema einen ganzen Laden zu eröffnen. Im Interview spricht Stefanie über ihre eigenen Produkte und ihren Laden – ihre Leidenschaft!
Liebe Stefanie, sag uns doch mal, was du machst.
Meine Mission ist es, für ein gutes Gefühl in den Unterhosen der Frauen zu sorgen. Nicht nur durch meinen Menstruationsladen oder meinem Online-Shop, sondern besonders durch meine eigenen Produkten. Ich will, dass die Menstruation ins Gespräch kommt!
Was genau ist ein Menstruationsladen?
In meinem Laden gibt es Produkte für Frauen in jedem Alter. Nicht nur für die Menstruation oder das Wochenbett, sondern auch für Frauen, die noch nicht bluten oder nicht mehr bluten. Zum Beispiel Einlagen für eine schwache Blase, aber auch Produkte für die Zeit zwischen den Tagen.
Die 37-jährige Selbermacherin Stefanie Wagner ist gebürtige Ansbacherin und lernte erst Einzelhandelskauffrau.
Wie kamst du darauf und was hat dich dazu bewegt?
Einerseits war es eine Blitzidee, andererseits ein langer Prozess. Ich hatte ja schon den Online-Shop und der Traum eines eigenen Ladens ist als gelernte Einzelhandelskauffrau immer da. Aber das geht natürlich nicht so einfach. Du brauchst was eigenes, etwas wofür du brennst. Das hatte ich dann, aber ein Menstruationsladen? Das kann man doch nicht machen. Irgendwann dachte ich mir: Doch ich mach das, man muss über die Menstruation reden!
Wieso in Ansbach und nicht zum Bespiel in München wie andere Start-Ups?
Ich hab wirklich lang überlegt, aber ich bin im Herzen einfach Ansbacherin! Ansbach musste mal ein bisschen aufgemischt werden und ich wusste, wenn es in Ansbach angenommen wird, dann kann ich mit meinen Produkten in die ganze Welt!
Wie werden deine Produkte hergestellt und woher werden die Stoffe bezogen?
Meine eigenen Produkte bestehen aus verschiedenen Schichten. Sie werden im Kreis Ansbach von einer kleinen Näherei hergestellt und die Stoffe werden größtenteils aus Deutschland bezogen und sind bio. Sogar die unterste Schicht, der Auslaufschutz, ist bio, atmungsaktiv, wasserdicht und wird in Deutschland produziert. Der Transportweg der fertigen Produkte ist dadurch natürlich auch sehr kurz.
Sind die Binden wirklich hygienisch und belastet das einzelne Waschen nicht die Umwelt?
Ja, auf jeden Fall. Meine Binden kann man auf 95 Grad waschen, das wird praktisch alles gekocht. Umweltschonend sind sie auch! Es entsteht kein Müll, die Binden können bis zu zehn Jahre benutzt werden und man kann sie, wenn man möchte, auch mit der üblichen Kochwäsche waschen. Man kann sie übrigens auch in den Trockner werfen.
Wieso denkst du, gibt es weltweit nur einen Menstruationsladen, obwohl das Thema jede Frau betrifft?
Es ist ein wahnsinnig großes Tabuthema. Jemand, der sich in solch ein Laden stellt, muss cool sein, muss offen über das Thema reden können und sich natürlich auskennen. Das kann nicht jeder!
Wie meinst du, kann man der Hemmschwelle entgegengehen?
Einfach darüber reden! Es betrifft jede Frau. Und auch mal die schönen Geschichten erzählen und nicht nur die Horrorgeschichten. Die sind natürlich auch wichtig: So merken viele, dass sie nicht alleine sind und werden offener. Tauscht euch aus, traut euch, wenn eine anfängt das Thema anzusprechen, trauen sich immer mehr!
Stefanies Laden findet ihr in der Kannenstraße 16 in Ansbach oder unter www.natuerlich-almo.de.