Natur

Igel zählen in Bayern – Ein Projekt des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern

Ein Beitrag von Lisa Baumgärtner

Immer mehr Gefahren bedrohen das Leben des Igels. Dabei ist jedoch unklar, wie viele Igel es derzeit gibt. „Igel in Bayern“ will mit Hilfe der bayrischen Bevölkerung die Tiere zählen. Dabei soll durch die gesammelten Daten herausgefunden werden, wie viele Igel es gibt und welche Schutzmaßnahmen dem stacheligen Säugetier helfen.

Wie und warum entstand das Projekt?
Das Projekt Igel in Bayern entstand 2015 in Zusammenarbeit des LBV- Landesbund für Vogelschutz mit dem Bayrischen Rundfunk. Zu diesem Zeitpunkt wusste man wenig über den Igel und seine Lebensweise. „Der Igel ist schwierig zu untersuchen, dadurch das er nachtaktiv ist und auch eher eine heimliche Lebensweise hat“, erzählt die LBV-Biologin Angelika Nelson im Interview mit FrankenSein. Daher wurde die Idee des Igel-Zählens als Citizen-Science (=Bürgerwissenschafts) – Projekt umgesetzt. Das bedeutet, dass mit Hilfe der Bevölkerung wissenschaftliche Daten erfasst werden, in diesem Fall durch die Meldung von Igeln. Auf der Webseite des Projekts können gesichtete Igel gemeldet und genaue Angaben zum Fundort und Zustand des Igels gemacht werden. Alle gezählten Igel werden dann auf einer Karte angezeigt.

Foto: Christiane Geidel
Foto: Christiane Geidel

Wie wird das Projekt angenommen?
„Wir bekommen pro Jahr im Schnitt 25.000 Igel gemeldet“, berichtet Angelika Nelson. Dabei muss man beachten, dass dies nicht unbedingt genau 25.000 Igel sind, da Doppelzählungen natürlich vorkommen. „Wir hatten eine Person, die allein im Oktober schon neun Meldungen eingesendet hat“ erzählt Nelson weiter. Dabei sei davon auszugehen, dass immer der Gleiche Igel gemeldet wurde. Derartige Kriterien müssen bei der Auswertung der Meldungen beachtet werden. Dabei arbeitet der LBV bei der Analyse der Daten eng mit Studierenden unterschiedlicher Hochschulen zusammen. Mit Hilfe der Daten soll nicht nur der aktuelle Bestand an Igeln herausgefunden werden, sondern auch die Entwicklung konkreter Schutzmaßnahmen für Igel steht bei der Forschung im Vordergrund.

Foto: Ralph Sturm

Wie steht es um den Igel in Bayern?
Der Igel steht seit 2017 auf der Vorwarnliste der roten Liste. Auf dieser Vorwarnliste stehen Tierarten, die noch nicht gefährdet sind, deren Bestand jedoch in den letzten Jahren durch unterschiedliche Entwicklungen rückläufig war. Solche Entwicklungen sind beispielsweise die Veränderung des Lebensraums oder der Anstieg des Verkehrsaufkommens. Doch welche Bedrohungen bestehen für Igel? Eine der größten Bedrohungen des Igels ist bereits seit Jahren der Straßenverkehr, der stetig zunimmt. Doch auch neue Gefahren kommen für den Igel hinzu. Dabei sind vor allem technische Gartengeräte für das Tier lebensgefährlich. „Mähroboter sind ein großer Faktor, den wir noch unterschätzen,“, erläutert Angelika Nelson „denn wenn ein Wildtier verletzt ist, verkriecht es sich. Das bedeutet, dass wir sehr viele Igel, die verletzt sind, gar nicht finden“. Auch die Klimaerwärmung sei ein weiterer Faktor. Denn durch das veränderte Klima können sich beispielsweise Parasiten viel besser verbreiten und auch Igel sind häufig von Parasitenbefall betroffen.

Foto: Andreas Hartl

Was kann jeder Einzelne für den Schutz des Igels tun?
Besonders Gartenbesitzende können dem Igel etwas Gutes tun: Naturnah gärtnern! „Dabei keine Pestizide oder Umweltgifte benutzen, da der Igel diese über die Nahrungskette wieder aufnimmt“ erklärt Angelika Nelson. Weiter empfiehlt Nelson, dass man bei der Gartenarbeit im Herbst ruhig auch mal faul sein dürfe: Laub darf gerne mal liegen gelassen werden und auch andere Gartenabfälle können angehäuft werden, die dem Igel dann als Zufluchtsort
dienen. Zusätzlich können Igelhäuser für den Winterschlaf aufgestellt werden. In Gärten sollte zudem beachtet werden, dass Gruben und Schächte zugedeckt sind, sodass ein Igel nicht hineinfallen kann. Das alles bringe aber nichts, wenn der Garten z.B. durch Einzäunungen geschlossen sei und der Igel weder rein noch raus könne, führt Nelson weiter aus. „Denn ein Igel legt zur Nahrungssuche nachts schon mal seine 2-3 Kilometer zurück“, erzählt die Biologin. Auch im Straßenverkehr sollte man die Augen offenhalten. Besonders in der Dämmerungszeit ist das stachelige Wildtier häufig unterwegs und wird dabei auf den Straßen leicht übersehen.

Foto: Martina Gehret

Wir danken Angelika Nelson für das Interview. Falls ihr einen Igel sichtet, dann meldet ihn doch gerne unter www.igel-in-bayern.de. Dort findet ihr zudem weitere Tipps für einen igelfreundlichen Garten und allerlei Informationen für den Umgang mit Igeln.

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