Heimatgefühl: Leutershausen

Christine Krach lebt seit 15 Jahren in Leutershausen und betreibt dort mittlerweile eine eigene Töpferschule. Warum der 48-Jährigen der Umzug aus ihrem Geburtsort in Baden-Württemberg in die fränkische Provinz schwer fiel und ob sie heute Leutershausen als ihre Heimat betrachtet, erzählt die Handwerkerin im Gespräch mit FrankenSein.

Leutershausen liegt im mittelfränkischen Landkreis Ansbach und ist Mittelpunkt einer 49 Ortsteile zählenden Großgemeinde mit mehr als 5.000 Einwohnern. Ein überwiegender Teil des Gebiets befindet sich im Bereich des Naturparks Frankenhöhe. Die Altstadt von Leutershausen beeindruckt mit einem typisch fränkischen Stadtbild, das viele historische Fachwerkhäuser und einzelne vorhanden gebliebene Abschnitte der alten Stadtmauer besitzt.

Was bedeutet der Begriff Heimat für dich?
Heimat ist für mich ein Ort, wo ich einen großen Radius um mich herum habe und selbst entscheiden kann, was ich machen will und wie ich mich bewegen will.

Was bedeutet dein Wohnort für dich?
Leutershausen war für mich eine gute Entscheidung. Am Anfang habe ich mich in Mittelfranken schwer getan. Im Vergleich zu meiner früheren Heimat, dem modernen Stuttgarter Industrieraum, ist es hier doch etwas rückständiger. In manchen Bereichen ist einfach die Zeit stehengeblieben. Mittlerweile vermisse ich die Großstadt nicht mehr, in der alles zubetoniert ist und es wenig Freiraum gibt. Heute ist Heimat für mich da, wo ich mindestens drei Wildtiere am Tag sehe.

In Leutershausen hat sich Christine Krach ihren Traum von der eigenen Töpferschule erfüllt. Die Werkstatt ist der Lieblingsraum der 48-Jährigen in ihrem Zuhause. So klingt es, wenn Christine Krach in ihrer Werkstatt töpfert:

 

Also bedeutet Leutershausen für dich gleichzeitig deine Heimat?
Ja, denn mein Wohnort vereint für mich alle Ideale. Es ist hier wie eine kleine Kommune, aber drumherum gibt es alles. Wir haben das Altmühlbad und die notwendigsten Lädchen. In 30 Minuten erreicht man historische Orte wie Rothenburg, Dinkelsbühl oder Bad Windsheim. In einer Stunde bin ich auch in den Großstädten Nürnberg oder Würzburg. Und selbst Tagesausflüge wie etwa nach Schloss Neuschwanstein sind von Leutershausen aus möglich. Das macht meinen Wohnort zu einem zentralen Punkt, der zum Leben sehr günstig ist. Die Kombination aus dem ländlichen, absolut ruhigen, manchmal fast schon zurückgebliebenen Dasein, gepaart mit der Moderne, die drumherum vorhanden ist – ich glaube, so etwas ist für mich Heimat.

Hat Leutershausen außer der guten Lage noch ein Alleinstellungsmerkmal?
Zum einem gibt es unseren Kulturverein, der für mich wie eine Spielwiese ist, auf der ich mich austoben kann. Mittlerweile bin ich zweite Vorsitzende und kann dort meine Geistesblitze und Visionen umsetzen. Und dann ist da natürlich noch das Altmühlbad. Da sehen die Umkleidekabinen noch aus wie vor 150 Jahren. Aber das hat irgendwie alles Charme. Besonders finde auch die vielen alten Einzelbäume in unserer Gegend, wie etwa die Kreuzeiche in Steinersdorf.

Was vermisst du an Leutershausen, wenn du für längere Zeit weg bist?
Die Apfelbaumwiese hinter meinem Haus. Egal, von wo ich aus der Welt zurückkomme – wenn ich meine Apfelbaumwiese sehe, denke ich mir immer, ist doch gut, wieder daheim zu sein.

Wo siehst du deine Heimat in Zukunft?
Eigentlich hoffe ich schon, hier zu bleiben und irgendwann Strümpfe strickend im Garten zu sitzen und dabei die Bäume zu betrachten, mit denen ich eine Geschichte verbinde. Nicht jeder hat das Glück, für immer am gleichen Ort bleiben zu können. Aber wie schön ist es doch, wenn man tatsächlich bis ins hohe Alter immer die gleiche Küchenplatte abwischt und sich nachher denkt: Mein Gott wie viele Jahrzehnte habe ich dich abgewischt? Ich empfinde nicht das ständige Streben nach Neuem und Veränderung als Geschenk, sondern die festen Wurzeln, die einen halten.

Mit Heimat verbindet Christine Krach unter anderem ihre eigene Töpferwerkstatt.
Vom Hobby zum Beruf: Die gelernte Industriekauffrau hat sich in Leutershausen ihren Traum von der eigenen Töpferschule erfüllt.
Christine Krach im Garten mit ihren selbstgetöpferten Hennen.
Auf der Apfelwiese hinter ihrem Haus findet die dreifache Mutter Ruhe.
Das Altmühlbad verbindet Christine Krach mit nostalgischem Charme und der Unberührtheit der fränkischen Natur.
Mit Heimat verbindet Christine Krach unter anderem ihre eigene Töpferwerkstatt.

Franziska Roos

Kristina Pilny

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