Katja Wagner hat 2020 ihr eigenes Modelabel myturns gegründet. myturns steht für Bodenständigkeit und Transparenz und will zudem verdeutlichen, dass man Mode auch nachhaltig herstellen kann. Im Gespräch mit FrankenSein verrät Katja die bisher schwierigsten Schritte seit der Gründung, erklärt ihre Ziele und Ambitionen und klärt auf, welche Rolle das Land Portugal dabei spielt.
Katja, erklär uns doch zu Beginn mal, was man sich unter dem Start-up-Unternehmen myturns grundsätzlich vorstellen darf.
Unter myturns kann man sich ein Modelabel für nachhaltige Produkte vorstellen. Aktuell liegt unser Fokus klar auf den Schuhen. Wir bieten zudem noch Socken an und möchten in der weiteren Unternehmensentwicklung auch Taschen mit ins Sortiment aufnehmen. Ganz allgemein kann man uns als bodenständiges und transparentes Label für Sneaker beschreiben.
Der Weg von der Idee bis hin zur Gründung eines Start-Ups bzw. der Umsetzung ist wahrscheinlich sehr aufregend und an manchen Stellen auch herausfordernd. Kannst Du mal kurz erklären, wie der bisherige Weg verlaufen ist?
Die erste Idee für ein eigenes Label kam mir bereits 2019. Im Lockdown 2020 hatte ich Zeit und konnte mit der Umsetzung starten. Im Juli 2020 haben wir dann die Gewerbeanmeldung eingereicht. Seit diesem Zeitpunkt ist myturns ein echtes Unternehmen inklusive eingetragener Marke. Aufregend ist im Moment, wie die Kund:innen unsere Produkte annehmen und wie sich die genaue Passform der Schuhe verhält. Natürlich haben wir unser Sample von ein paar Leuten testen lassen, aber am Ende weißt du nicht, wie genau die Füße von 200 Menschen aussehen. Der spannendste Punkt ist aktuell, welche Retoruenquoten auf uns zukommen. Kann es nach dem Crowdfounding weitergehen oder sind die meisten Kund:innen mit den Schuhen unzufrieden? Es bleibt auf jeden Fall aufregend.
myturns produziert in Portugal. Weshalb ausgerechnet in Portugal und nicht direkt in Deutschland?
Zu Beginn war es unser klares Ziel in Deutschland zu produzieren. Bis September 2020 haben wir uns darauf konzentriert, in Deutschland Lieferanten zu finden. Allerdings mussten wir dann irgendwann feststellen, dass das einfach nicht geht. Zum einen war die Kapitalbasis nicht da, um diese unfassbaren Entwicklungskosten zu tragen und zum anderen haben wir einfach keine Lieferanten gefunden, die so risikobereit waren, ein Stück auf uns zuzugehen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir uns auch gefragt, ob es überhaupt Sinn macht, weiter zu machen oder ob wir das Konzept anders verwirklichen müssen.
Über einen meiner alten Kontakte kam ich dann auf die Lösung: Portugal! Wir produzieren zusammen mit einer sehr entspannten portugiesischen Familie, die ihre Produktionsstätte in der Nähe von Porto hat. So kam ein bisschen eins zum anderen und wir haben uns dazu entschieden, unsere Sneaker dort produzieren zu lassen.
Wo siehst du myturns in fünf Jahren?
In fünf Jahren sind wir ein Label, das jeder kennt, das jeder mit ehrlicher und lässiger Mode verbindet und das sich alle leisten können. Durch diese Bekanntheit und Markttransparenz können wir dann auch Druck auf andere Produzenten aufbauen, damit diese in Sachen Nachhaltigkeit nachziehen müssen.
Kommen wir jetzt noch zu ein paar Fragen über dich persönlich: Du hast Textilbetriebswirtschaft studiert. War es schon immer dein Traum, ein eigenes Modelabel zu gründen oder wie bist du auf die Idee gekommen?
Jein. Es war schon immer mein Traum, mich im Bereich Mode selbstständig zu machen. In der Mode gibt es super viele Sparten, die man angehen kann. Je mehr Einblicke ich in die Branche gewinnen konnte, desto schlimmer empfand ich, was dort passiert und was den Kund:innen verkauft wird. Es gibt eigentlich in jeder Produktion Schwierigkeiten bei den Produktionsbedingungen, aber dann kann ich es den Kund:innen eben nicht als super nachhaltig und fair verkaufen. Dem entgegenzuwirken war eigentlich der Ursprungsgedanke, aus dem das Label entstanden ist. Mir ist wichtig, dass die Konsument:innen darüber aufgeklärt werden, was sie kaufen. Egal ob es ein Schuh oder eine Tasche ist. Alle sollen wissen, was dahintersteckt. Wenn wir schaffen, dass die Leute wissen, wie z. B. ein Schuh oder eine Tasche produziert werden, dann wäre das ein Traum für mich.
Aus welchen Gründen hast du dann entschieden, dich auf Sneaker zu spezialisieren?
Das ist einfach. Die meisten Sneaker werden über die großen Konzerne verkauft. Aus diesem Grund gibt es noch viel Marktpotential im nachhaltigen Bereich. Zum einen ist eben die wirtschaftliche Lage aussichtsreich, zum anderen ist es ein tolles Produkt. Es hat viele Komponenten, eine schwierige Wertschöpfungskette und es gibt viele Herausforderungen, Sneaker als nachhaltiges Produkt herzustellen. In diesem Bereich eine transparente Lieferkette aufzubauen, war der Reiz für uns. Bei der Herstellung von Schuhen wird viel mehr in Handarbeit gefertigt als man es sich vorstellt. Der ganze Schaftzusammenbau und die „Verheiratung“, also die Zusammenführung von Sohle und Schaft, passiert komplett manuell. In der Schuhproduktion gibt es die Sohle, die teilautomatisiert hergestellt wird und sonst eventuell noch einen Schneidetisch, der die Stoffformen per Laser aus dem Stoff schneidet. Sonst sind es 14 Näharbeitsschritte, die alle an Nähmaschinen per Hand durchgeführt werden.
Zum Abschluss noch eine kurze Frage: Was treibt dich an?
Ich glaube, einfach bekannt zu machen, wie Textilien hergestellt werden und das Bewusstsein dafür zu stärken, was man kauft. Als erwachsener Mensch kann man selbst entscheiden, was man kauft. Man sollte aber auch wissen, was sich dahinter verbirgt. Es sollte nicht egal sein, wie Sachen hergestellt werden, nur weil wir als Konsument:innen nicht direkt betroffen sind. Da will ich ein Stück Klarheit schaffen. Das wäre sehr schön.
Wir bedanken uns bei Katja für ihre Offenheit und die tollen Einblicke. Wenn ihr noch mehr über myturns erfahren wollt, dann schaut gerne hier auf der Website vorbei! Außerdem könnt ihr noch bis zum 30.04.2021 die Crowdfunding-Kampagne unterstützen und euch eure eigenen myturns Sneaker sichern.