Mythen & Legenden in Nürnberg

Rund um Nürnberg gibt es viele Sagen und Legenden, die bereits vor langer Zeit von Generation zu Generation weitererzählt werden. Was hat es mit dem goldenen Ring am Schönen Brunnen auf sich – und wer war eigentlich der Nusskaspar? FrankenSein hat sich sechs der spannendsten Legenden herausgesucht und sich auf eine Tour durch die Nürnberger Innenstadt begeben, um die Schauplätze der Erzählungen zu entdecken. Dabei haben wir mithilfe einer interaktiven Karte eine Route durch Nürnberg erstellt, bei der ihr die einzelnen Schauplätze besuchen könnt. Bilder und Audios sollen euch dabei helfen, tiefer in die einzelnen Legenden einzutauchen.

Also ab nach Nürnberg, Kopfhörer auf und viel Spaß beim Erleben der spannenden Erzählungen!

Hinweis: Bewege den Mauszeiger auf die einzelnen Lautsprecher-Symbole, um die Audiostücke auf der Karte erscheinen zu lassen.

Karte der Nürnberger Altstadt mit den gekennzeichneten Schauplätzen der Legenden

Der Wunschring am Schönen Brunnen

Am Nürnberger Hauptmarkt herrscht noch immer reges Markttreiben wie früher und auch heute kann man dort noch so manches altes Bauwerk bewundern, wie zum Beispiel den Schönen Brunnen, der bis heute ein echter Touristenmagnet ist. Eine Legende, die bei keiner Führung fehlen darf, ist die des Wunschrings, der in das Gitter des Brunnens eingelassen wurde. Doch was hat es mit dem makellosen, goldfarbenen Ring auf sich? Was ist die Geschichte dahinter und warum soll er angeblich Wünsche erfüllen?

Die Legende um den Ring im Brunnengitter begann damit, dass die Ratsherren von Nürnberg beschlossen, der Brunnen bräuchte ein Gitter, um ihn zu schützen. Damals stand er schon über 200 Jahre und die Ratsherren hatten Angst, dass die vielen Menschen, die die schönen Figuren und Ornamente berühren wollten, den Brunnen auf Dauer beschädigen und das Wasser verunreinigen könnten. Es musste also ein Schutz her und so beauftragten sie einen Schlossermeister, ein Gitter zu schmieden, welches dem Schönen Brunnen würdig war.

Der Schlossermeister und seine Gesellen machten sich sofort an die Arbeit – sie schufteten tagsüber und legten erst spät abends ihre Werkzeuge nieder. Doch einer arbeitete sogar die Nächte durch: der junge Lehrling des Schlossermeisters. Weil der fleißige Lehrling gar nicht dazu zu bewegen war, eine Pause einzulegen schickte der Meister des Öfteren seine Tochter, um ihm zumindest etwas zu Essen zu bringen.

Nach einiger Zeit bemerkte jedoch die Frau des Meisters, dass die Tochter immer erstaunlich lange weg war. Sie wollte herausfinden, was ihre Tochter so lange aufhielt und schlich ihr eines Nachts hinterher: Als sie vorsichtig die Werkstatt betrat sah sie, wie ihre Tochter und der Lehrling vertraut nebeneinandersaßen und die Zeit gemeinsam scheinbar genossen. Entsetzt verließ die Mutter die Werkstatt und eilte schnell zum Meister, um ihm zu berichten, was sie gesehen hatte. Auch ihr Mann war entsetzt und stürmte in die Werkstatt, gerade als der Lehrling seiner Tochter erzählte, dass er ein tüchtiger Meister werden wolle und sie eines Tages zur Frau nehmen würde. Der Schlossermeister war rasend vor Wut und beschimpfte den Lehrling als Hungerleider, Nichtskönner und Dummkopf, der seiner Tochter nicht das Wasser reichen könnte und ihre Hand niemals verdient hätte. Er entließ den Lehrling mit sofortiger Wirkung und gab ihm Zeit bis zum nächsten Morgen seine Sachen zu packen und zu verschwinden.

Traurig ging der Junge durch die Straßen – ein Hungerleider war er vielleicht, da er nicht viel besaß, doch ein Nichtskönner war er wahrlich nicht! Er fasste den Entschluss, es dem Meister zu beweisen und schlich sich einige Zeit später nochmals zurück in die verlassene Schmiede. Dort arbeitete er die ganze Nacht durch und schmiedete in Gedanken an die Meisterstochter einen goldfarbenen Messingring, den er ins Brunnengitter einließ und anschließend so lange polierte, bis er absolut makellos war. Der Ring war perfekt – man konnte keinen Anfang und kein Ende mehr erkennen und er sah aus, als wäre er aus einem Stück gearbeitet worden. Der Junge betrachtete sein Meisterwerk ein letztes Mal und verließ dann endgültig die Werkstatt.

Am nächsten Morgen stand der Meister vor getaner Arbeit und sah den makellosen Ring im Brunnengitter. Er wusste sofort, dass dies das Werk des Lehrlings gewesen war und bereute seine voreilige Entscheidung – eigentlich hätte er stolz sein müssen, einen so talentierten Burschen zum Schwiegersohn zu haben und seine Tochter glücklich zu machen. Als die Tochter vom Verschwinden des Jungen erfuhr, war auch sie am Boden zerstört und hörte nicht wieder auf zu  weinen.

Um seinen Fehler wieder gutzumachen, ließ der Schlossermeister den Jungen verzweifelt in der ganzen Stadt suchen – doch vergeblich: Er hatte die Stadt schon verlassen und war bereits spurlos verschwunden.

Dem Schlossermeister tat es leid, dass er den Jungen zu Unrecht so schlecht behandelt hatte, daher entschloss er sich, das Gitter mitsamt Ring als Zeichen seiner späten Wertschätzung am Brunnen anzubringen, damit alle das Meisterwerk seines talentierten Lehrlings bewundern können.

Seit jeher soll der Ringe bei dreimaligem Drehen im Uhrzeigersinn einen Wunsch erfüllen – wie der Ring nun zu einem Wunschring wurde, das weiß jedoch niemand so genau. Vielleicht hat es damit zu tun, dass die Menschen sich die Existenz des makellosen Ringes im Brunnengitter schlichtweg nicht anders erklären konnten als mit Magie.

Was viele nicht wissen: am Schönen Brunnen gibt es gegenüber des goldenen Ringes noch einen weiteren, eisernen Ring. Die Nürnberger glauben, dass in Wirklichkeit der eiserne Ring der Glücksbringer und Wunschring ist und den Wünschenden mit vielen Kindern und Fruchtbarkeit segnet. Der schwarze Ring befindet sich nämlich direkt gegenüber dem Standesamt und wird von der Figur eines Storches – dem Symbol der Fruchtbarkeit – bewacht, die über ihm am Brunnen angebracht ist. Die einen sagen so, die anderen so: Ob nun der goldene oder der schwarze Ring Wünsche erfüllt, muss wohl jeder für sich selbst herausfinden…

Die Nürnberger Zwerge

Am HallertorFünf Kinder der Zirkelschmiede von St. Jakob hatten an einem schönen Tag im Mai ein ganz besonderes Erlebnis. Die Kinder hatten schulfrei und mussten auch nicht arbeiten. Früh am morgen liefen sie bereits zu den Sandhügeln an der Pegnitz und überlegten dort, was sie heute tun wollen.

Da rief einer: „Schaut einmal! Da oben, auf dem Hügel. Ein kleines Männlein.“ Tatsächlich da oben stand ein Männlein, nicht einmal einen Meter groß. Er trug ein rotes Gewand, weiße Strümpfe, schwarze Schuhe und hatte einen langen weißen Bart.

„Das muss ein Zwerg sein!“, sagte einer der Jungen. Der Zwerg lachte ihnen zu und winkte sie zu sich. Dann lief der Zwerg los und verschwand hinter einer kleinen bis jetzt verborgenen Tür.

Die Kinder beschlossen, ihm nachzulaufen. Als sie im Berg ankamen, staunten sie nicht schlecht. Der Raum in dem sie standen, bestand aus purem Silber und überall lagen Silbermünzen. Der Zwerg wies die Kinder an, ein paar von dem Münzen mitzunehmen. Vor lauter Staunen kamen die Kinder aber nicht dazu und so hob der Zwerg traurig seine Schultern.

Er trat mit den Kindern durch eine zweite Tür und dieser Raum bestand aus purem Gold. Überall waren Haufen mit Goldmünzen. Wieder wies der Zwerg die Kinder an, doch einige Münzen mitzunehmen. Die Kinder waren aber wie erschlagen und so hob der Zwerg wieder traurig seine Schultern. Zusammen gingen sie durch eine dritte Tür. Die dritte Kammer strahlte so wundervoll und im Raum lagen die wohl edelsten Steine. Der Zwerg reichte den Kindern eifrig Steine doch diese wollten wieder keine haben.

Traurig öffnete er eine weitere Tür. Dieses Mal mussten die Kinder ihre Augen fest schließen, da es so unfassbar hell war. Nach einiger Zeit traute sich eines der Kinder und öffnete die Augen. Was blendete sie denn da? Die helle Sonne.

Sie schauten sich um, sahen die Zwergenhöhle aber nicht mehr.

Am Hallertor

Verwundert liefen sie nach Hause und erzählten von ihrem Abenteuer. Die Zirkelschmiede waren aber sauer. An die Zwerge glaubte keiner der Schmiede. Zur Strafe schickten sie die Kinder zeitig ins Bett. Als die Kinder sich jedoch auszogen, fielen aus ihren Hosen und den Schuhen zahlreiche Münzen und Edelsteine heraus. Die Zirkelschmiede staunten nicht schlecht.

Sofort liefen sie zu den Ratsherren der Stadt und zeigten ihnen die Schätze. Am nächsten Tag rannte jeder Bürger der Stadt zu den Sandhügeln und grub eine ganze Woche. Die Höhlen des Zwerges fand jedoch keiner. Und auch die Sandhügel sind seit jenen Tagen verschwunden…

Der Pudel am Tiergärtnertor

Das Nürnberger Tiergärtnertor ist seit dem 13. Jahrhundert ein Bestandteil der Nürnberger Stadtmauer und hat seinen Namen einem ehemaligen Wildgehege im naheliegenden Stadtgraben zu verdanken. Es war früher das Haupttor in Richtung Nordwesten, von wo aus die Wege nach Erlangen, Bamberg, Thüringen und Sachsen führten und trug einen wichtigen Teil dazu bei, die Nürnberger vor feindlichen Invasionen zu schützen. Wie ein Pudel an ebendiesem Tor dazu beigetragen haben soll, Nürnberg vor einem schlimmen Unglück zu bewahren, erzählt eine Geschichte, die sich so im 16. Jahrhundert zugetragen haben soll:

Eines Nachts haben in der Bäckerei am Tiergärtnertor ein Bäckergeselle und sein Lehrjunge Teig für den nächsten Morgen geknetet – wie jede Nacht. Bei der schweren Arbeit wurde es dem Gesellen jedoch irgendwann zu heiß und er bat seinen Lehrling, zum Brunnen zu gehen und etwas Wasser zu holen. Der Junge fürchtete sich nachts allein im Dunkeln und entschied sich dazu, den Pudel der Bäckerei mitzunehmen.

So machten sich die zwei auf den Weg zum Brunnen und der Pudel sprang über den Platz voraus. Der Junge holte Wasser aus dem Brunnen und pfiff dann dem Hund, um gemeinsam wieder zur Bäckerei zurückzulaufen – doch der Hund war nirgends zu sehen! Er pfiff noch einmal und rief laut nach dem Hund und schließlich hörte er ein weit entferntes, dumpfes Bellen. Das Bellen kam aus der Richtung des Tiergärtnertors – doch dieses war eigentlich immer verschlossen. Als der Lehrjunge dort ankam bemerkte er jedoch, dass das Tor in dieser Nacht seltsamerweise offenstand – dies kam ihm komisch vor und so lief er schnell zurück und holte den Gesellen.

Gemeinsam gingen sie durch das Tor, betraten den langen Gang und liefen dem immer lauter werdenden Bellen entgegen. Am Ende des Ganges fanden sie den Pudel schließlich – doch er war nicht allein! Der Hund hatte sich in die Kleider eines Mannes verbissen – sofort erkannten sie, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugehen konnte, und ohne lange zu zögern, packten sie den Mann und zogen ihn den Gang zurück durch das Tor. Wieder am Platz angelangt riefen sie die Wachen und erzählten ihnen, wo sie den Mann vorgefunden hatten – die Wachen leuchteten dem Mann ins Gesicht und erstarrten: Der Mann war Anton Tetzel, einer der reichsten und vornehmsten Ratsherren der Stadt! Sogleich wurde der Bürgermeister geweckt und Anton Tetzel gestand, was er in dieser Nacht-und-Nebel-Aktion vorgehabt hatte.

Er hatte aufgrund seiner Bestechlichkeit seinen Amtseid verletzt und sich mit dem Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach – einem notorischen Gegner Nürnbergs – verabredet, um diesen heimlich in die Stadt zu lassen. Der Pudel war Tetzel hinterhergelaufen, als dieser gerade dabei war, das äußere Tor am Ende des Ganges für den Markgrafen und seine Soldaten zur vereinbarten Zeit zu öffnen und die Feinde Nürnbergs hinter die Burgmauern zu lassen. Der Hund hatte also gerade noch das Schlimmste verhindert! Wenn der Bäckersjunge und sein Pudel nicht gewesen wären – wer weiß was dann in dieser Nacht noch geschehen wäre? Anton Tetzel kam auf jeden Fall lebenslänglich ins Gefängnis – man sagt sogar, dass der Zugang zu seiner Zelle vermauert wurde, damit er nie wieder herauskommen konnte.

Der Geselle und sein Lehrjunge hingegen kehrten wieder in ihre Bäckerei zurück und arbeiteten beruhigt weiter – der Hund, der in dieser Nacht Nürnberg vor großem Unglück bewahrt hatte, hat zur Belohnung bestimmt einen extra großen Knochen bekommen.

Der Nusskaspar

Vor vielen Jahren lebte nördlich von Nürnberg ein armer Bauer namens Kaspar. Kaspar schaffte es nur schwer, seine Familie zu ernähren und musste zusätzlich in die Stadt um sich nebenbei etwas Geld zu verdienen. In diesem Jahr fand Kaspar jedoch keine Arbeit und wollte schon wieder nach Hause gehen, ehe er an einem der zahlreichen Gasthäuser vorbei kam. Nach ein paar Bier machte er sich auf den Heimweg und dieser verlief immer über das Vestnertor.

Als Kaspar an diesem Abend die Burg erreichte, läuteten auf einmal alle
Glocken, denn der Jahreswechsel stand bevor. Kaspar setzte sich am Ölberg nieder, dachte traurig über sein erfolgloses Leben nach und schlief ein.

Nach kurzer Zeit erwachte er jedoch wieder und erschrak, als plötzlich eine riesige Gestalt vor ihm stand. Ein Mann weit über 2 Meter groß. Die Gestalt war leichenblass und besaß auch nur ein Auge. „Sei mir gegrüßt Kaspar! Großbauer aus dem Knochblauchland! Warum klagst du denn so dein Leid?“

„Großbauer? Ihr scherzt! Ich bin kein Großbauer!“, erwiderte Kaspar

„Ich sagte Großbauer und so soll es auch sein. Du müsstest mir nur versprechen zu schweigen.“

‚Schweigen?‘, dachte sich Kaspar. „Wenn ich nicht schweigen könnte, so soll mich doch der Teufel holen!“

„ So sei es!“, entgegnete die Gestalt. „Lauf schnell nach Haus und pflücke von
deinem Walnussbaum die letzten Walnüsse und deine Sorgen sind dahin.“

Kaspar machte sich sofort auf den Weg und tatsächlich, mitten im Winter waren noch Walnüsse auf dem Baum zu finden. Eine ganze Schüssel sammelte er. Er stellte die Schüssel ins Eck und schlief ein. Kaspar erwachte am nächsten Tag und fand in der Schüssel keine Walnüsse mehr, sondern pures Gold. Er lief sofort in die Stadt, verkaufte einem Goldschmied das Gold und musste fortan keine Not mehr leiden. Kaspar kaufte sich ein Haus und ließ es sich gut gehen. Im Gasthaus erzählte er allen, er habe in Nürnberg eine große Erbschaft gemacht. Einzig seine Frau war misstrauisch. Eines Tages nach einer Kanne zu viel Bier zu viel, verriet ihr Kaspar sein Geheimnis. Doch damit hatte er sein Versprechen gegenüber dem geheimnisvollen Riesen gebrochen. „Ich lauf sofort zurück nach Nürnberg und will um Verzeihung bitten.“

Wieder war es die letzte Nacht des Jahres, als Kaspar am Ölberg eintraf. Die Gestalt erwartete ihn schon, ließ ihn aber gar nicht zu Wort kommen, packte ihn sofort und drehte ihm den Hals um. So fand man ihn dann am nächsten Morgen.

Man erzählt sich, dass Kaspar seitdem stets in der Silvesternacht am Ölberg umgeht. Er huscht von Baum zu Baum, von Fels zu Fels, bis er vor einem steht. Da bietet er dann jedem den er trifft, seine goldenen Walnüsse an. Doch man soll sich davor hüten, die Nüsse anzunehmen! Denn man sagt sich sie sind verflucht, genau wie Kaspar selbst und haben bisher noch keinem Glück
gebracht.

Der Tiefe Brunnen

Auf der Nürnberger Burg ist ein etwa 50 Meter tiefer Brunnen, der über den Zeitraum von mehreren Jahrzehnten von Gefangenen im 12. Jahrhundert erbaut worden sein soll. Ganz unten im Brunnen steht einige Meter hohes Wasser und über der Wasseroberfläche sieht man – wenn man ganz genau hinschaut – rechts und links jeweils eine dunkle Öffnung in der Felswand. Durch diese Öffnungen wurde der Brunnen gemeißelt und sie sollen den Erzählungen zufolge zu unterirdischen Gängen führen, die einst bis zum Rathaus und unter dem Burggraben durch, bis in den Wald und noch viel weitergeführt haben sollen. Heute sind die meisten dieser Gänge verschlossen, doch damals konnte man sie erkunden, wenn man nur mutig genug war, sich in den dunklen, tiefen Brunnen hinabzutrauen…

Damals war jedoch fast niemand mutig genug, um sich in den Brunnen und die dahinter liegenden Gänge zu wagen, denn schon damals kannte jeder Nürnberger die Geschichte der Brunnengräber:

Die Brunnengräber erzählten nämlich, dass sie beim Graben des Brunnens nicht nur Wasser gefunden hätten, sondern auch noch einen geheimnisvollen Gang im Felsen, dem sie nach einigem Zögern gefolgt waren. Nach einiger Zeit sollte dieser Gang plötzlich in einem riesigen Saal geendet haben, der so prunkvoll war, wie nichts, was sie jemals zuvor gesehen hatten. Und in der Mitte des Saals soll an einem steinernen Tisch niemand anderes als Karl der Große gesessen haben! Die Geschichte hielt sich hartnäckig und die Nürnberger waren stolz darauf, sogar unter der Erde noch einen Kaiser im Burg Berg sitzen zu haben. Die Ratsherren aber hörten diese Geschichte nicht gerne, weil sie nicht glauben konnten, dass es unten im Berg einen Saal gäbe, der noch prunkvoller und schöner als der Rathaussaal im Nürnberger Rathaus war! Sie wollten Beweise und fragten einige Männer, ob sie es wagen würden, nachzusehen – doch in der ganzen Umgebung fand sich niemand, der mutig genug war.

Schließlich entschieden sie sich dazu einem Verbrecher, der im Lochgefängnis saß, eine Chance zu geben – manche sagen er war Dieb, andere sagen, er habe sich noch einiger anderer schwerwiegender Verbrechen schuldig gemacht. Auf jeden Fall war dieser Mann zum Tode verurteilt worden und hatte jämmerlich um sein Leben gefleht, daher bekamen sie Mitleid und boten sie ihm folgenden Deal an: Wenn er sich trauen würde, in den Tiefen Brunnen hinunterzusteigen und durch die unterirdischen Gänge zu wandern bis ganz zum Schluss, wo sich der alte Kaiser Karl der Große verstecken soll und einen Beweis seiner Existenz brächte, dann würden sie ihm das Leben schenken und er wäre wieder ein freier Mann.

© Bayerische Schlösserverwaltung www.schloesser.bayern.de

Weil das sein letzter Ausweg war und er wirklich alles tun würde, um sein Leben zu retten, willigte der Dieb ein und wurde mit einer Fackel den Brunnen hinuntergelassen. Er fand das Loch in der Wand und den dahinterliegenden Gang und wanderte ihn entlang, bis er ca. eine Stunde später an ein großes eisernes Tor kam, das zu seiner Überraschung offenstand. Er betrat den Saal zögerlich und wollte seinen Augen nicht trauen als da wirklich – an einem steinernen Tisch auf einem steinernen Stuhl – der alte Kaiser Karl der Große saß. Rings um den Tisch saßen weitere Männer der feinen Gesellschaft mit prunkvollen Roben und Gewändern und auch der Saal wurde den Geschichten der Brunnengräber gerecht.

 

Der Dieb verbeugte sich höflich vor dem Kaiser und einer nach dem anderen starrte ihn an. Plötzlich umringten ihn die furchteinflößend dreinschauenden Ritter des Kaisers mit gezogenen Schwertern. Er bekam es mit der Angst zu tun und wollte sich umdrehen und fliehen. In letzter Sekunde erinnerte er sich jedoch ein seinen Auftrag: Er brauchte ja einen Beweis für die Existenz dieses Raumes! Schnell schnappte er sich einen besonders hell funkelnden Stein vom Boden und rannte in den Gang zurück, den ganzen Weg bis hin zum Brunnen, wo er sich wieder hochziehen ließ. Oben angelangt erzählte er den Ratsherren von seinem Abenteuer und zeigte ihnen zum Beweis den funkelnden Stein. Die Herren glaubten ihm und ließen ihn als freien Mann ziehen.

Seither war niemand mehr so mutig, um nachzusehen, ob der Kaiser noch immer dort unten sitzt – manche meinen jedoch, dass das auch gar nicht notwendig ist: Der Kaiser Karl soll nämlich jedes Jahr in der Walpurgisnacht den Gang hinunter zum Brunnen reiten, um seine Pferde zu tränken. Hält man nun in dieser besonderen Nacht sein Ohr an den Burgfels, so kann man das Hufeklappern der Pferde und das Flüstern der Männer des Kaisers noch immer hören…

Die Wette mit dem Teufel

Auf der Burg von Nürnberg steht der Heidenturm, in ihm, zwei Kapellen übereinander. Die obere ist gestützt von Marmorsäulen und eine der Säulen trägt einen Ring. Was hat das zu bedeuten?

Der einstige Kaiser wünschte sich eine neue Kapelle, da die vorhandene alt und dunkel war. Er beauftragte den Schlosskaplan mit dem Bau einer neuen Kapelle, mit dem expliziten Wunsch, in dieser Marmorsäulen aufzurichten. Der Schlosskaplan hatte ein Jahr Zeit zum Bau der Kapelle.

Ein Jahr verging, der Schlosskaplan baute die Kapelle und gestaltete sie kunstvoll – doch ohne Marmorsäulen, da diese einfach nicht zu beschaffen waren. Einige Tage vor der offiziellen Einweihung durch den Kaiser und einen Bischof, bekam der Schlosskaplan Angst vor der Reaktion des Kaisers auf die fehlenden Marmorsäulen. Eines Nachts wurde der Schlosskaplan plötzlich  durch einen lauten Donnerschlag geweckt und ihm gegenüber stand der Teufel.

Der Teufel sagte zum Schlosskaplan, dass er doch ein gescheiter Mann sei, der sogar eine Messe wie Wasser lesen kann und dafür nicht länger als eine Viertelstunde bräuchte. Er bot dem Schlosskaplan eine Wette an:
„Ich will mit dir eine Wette machen. Bis du fertig bist mit dem Lesen der Messe, will ich dir die vier Säulen aus Rom über die Berge herschaffen. Wenn du in der Zeit, in der ich die vier Säulen, eine nach der andern, in deine Kapelle bringe, zu Ende kommst, dann gehören die Säulen dir, und ich will keinen Lohn dafür haben. Bist du aber nicht fertig, dann musst du
deine Seele geben.“

Der Schlosskaplan ging die Wette ein. Er machte sich auf den Weg in die
Kapelle und verlas die Messe, während sich draußen ein Gewitter zusammenbraute. Kaum hatte er begonnen, brachte der Teufel die erste, dann die zweite und schließlich die dritte Säule. Das Gewitter wurde immer stärker, dem Kaplan wurde die Zunge schwer, er konnte kaum weitersprechen. Doch er war klug und las einfach die Schlussworte der Messe bevor der Teufel
die letzte Säule hereintragen konnte. Daraufhin fiel der Schlosskaplan vor Erschöpfung in Ohnmacht.

Der Teufel bekam nur die letzten Worte der Messe mit und war so wütend über das Verlieren der Wette, dass er die letzte Säule auf den Boden der Kapelle warf und diese zersprang. Der Kaplan kam zu sich und ließ die letzte Säule wieder zusammenbauen und an ihren Platz bringen. Der Sprung
der Säule wurde durch einen Ring verdeckt und die Aufgabe des Kaplans war geschafft: Der Kaiser und der Bischof lobten die Pracht und Schönheit der neu gebauten Kapelle.

Jenny Kunze, Julian Klima, Lisa Baumgärtner

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