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Levi Strauss: Der Erfinder der Jeans

Ein Beitrag von Cathrin Wicke, Celine Brandelik, Philipp Kimmelzwinger, Selina Heidig, Sonja Och

Sie ist in jedem Kleiderschrank zu finden, kennt kein Geschlecht oder Alter und ist eines der beliebtesten Kleidungsstücke der Welt – die Jeans. In verschiedenen Längen und Ausführungen trifft sie den Geschmack von vielen und ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Dass ihr Erfinder aus Franken stammt, war in Deutschland lange Zeit völlig unklar.

Wer ist Levi Strauss?

Mein Name ist Löb Strauss und ich wurde am 26. Februar 1829 in Buttenheim geboren. Mein Vater Hirsch Strauss hatte bereits fünf Kinder mit seiner ersten Ehefrau, als ich auf die Welt kam. Nachdem seine erste Ehefrau starb, heiratete er meine Mutter Rebeccca Haas.
Der Ort Buttenheim hatte damals um die 900 Einwohner. Jeder fünfte Buttenheimer war jüdischen Glaubens gewesen. Auch meine Familie war Mitglied der bedeutendsten fränkischen Landjudengemeinde in Buttenheim, die seit 1450 existierte. Aufgrund der bayerischen Judengesetze durfte mein Vater nur als Hausierer arbeiten. Er ernährte die Familie mit dem erwirtschafteten Geld, das er als Hausierer mit Schnittwaren verdiente. Ich habe ihn auf seiner Tour begleitet. Im Juni 1846 starb mein Vater auf dem Heimweg an einer Lungenentzündung. Da war ich 16. Von da an musste ich in die Fußstapfen meines Vater treten, denn meine älteren Halbbrüder Jonas und Louis sind nach Amerika ausgewandert.
Trotz, dass ich an sechs von sieben Tagen hausierte, reichte das Geld nicht aus. Da es in Amerika keine judenfeindlichen Gesetze gab, wanderten wir - meine Mutter, meine Schwester Fanny und meine Stiefschwester Mathilde - nach Amerika aus. Bis zu diesem Zeitpunkt haben wir in diesem Haus in Buttenheim gelebt.

Ich bin Löb

Levi Strauss im gelobten Land Amerika

In Bremerhaven schifft sich Löb im Sommer 1847 mit seiner Mutter Rebecca und seinen Schwestern, Mathilde und Fanny, in Richtung New York auf der Conrad ein, wo er dann am dritten August 1847 ankommt. New York ist mit über vierzigtausend Einwohnern deutsch- österreichischer Herkunft die drittgrößte deutschsprachige Stadt der damaligen Zeit.

Die meisten wohnen damals im Little Germany, seine Halbbrüder Jonas und Luis auf der Eastside. Dort trifft sich die Familie wieder. Das New Yorker Adressbuch 1849 gibt die Adresse seines Bruders Jonas in der Division Street an, wo dieser auch einen Kurzwaren-Laden unterhält. In New York arbeitete Löb, der sich jetzt Levi nennt, sein hebräischer Vorname, genau in dessen Laden und geht zusätzlich mit Waren wie zum Beispiel Wasserkochern, Decken und Nähzeug hausieren.

Am 31. Januar 1853 ist es endlich soweit, Löbs Einbürgerung wird stattgegeben und nun heißt er offiziell Levi Strauss und ist amerikanischer Staatsbürger. Im selben Jahr reist Levi nach San Francisco, wo seine Schwester Fanny mit ihrem Mann David Stern lebt. Er eröffnet dort ein Kurzwaren und Bekleidungsgeschäft und etabliert sich mit dem Laden in der Sacramento Street. Sein Bruder Luis aus New York steigt mit ein und sein Schwager David Stern wird bald darauf auch zu seinem Geschäftspartner.

Levi überlässt die Ladengeschäfte seinem Bruder und Schwager und bereist als Hausierer die Goldgräberstädte rund um San Francisco. Er klappert Farmen ab und verkauft seine Waren an Goldgräber. Zellstoff und Haushaltswaren sind die Dauerbrenner der Zeit. Immer wieder muss er Nachschub in New York ordern und aufgrund der großen Nachfrage in den überquellenden Goldgräberstädten, die nach wiederkehrenden Goldfunden förmlich explodierten. Canvasstoffe für Zelte, Planen für Hosen und Schuhe werden am meisten benötigt und sind heiß begehrt. Levi hatte alles im Angebot. Die beige Hosen der Goldgräber bestehen aus Zeltstoff und haben bei der schweren Arbeit einen hohen Verschleiß.

1868 zieht Levi mit seiner Firma Levi Strauss und Co. ein weiters Mal in San Francisco um. In der Battery Street baut er ein vierstöckiges modernes Warenhaus für Bekleidung und Kurzwaren mit Lastenlift und Gaslampen, auf neuesten Stand der damaligen Zeit. 1870 ist Levi Millionär. Mit der Erschließung des Westens durch die Eisenbahn, kann er nun seine Waren schneller und effizienter ohne lange Schiffswege aus New York liefern lassen. Die Company steigt weiter auf. Von der Produktion von Latzhosen aus Segeltuch, revolutionierte er die Hosenherstellung mit dem besser geeigneten Stoff als den verwendeten Segeltuch, dem Denimstoff. Er bestellt den blauen Stoff tonnenweise.

Am 5 Juli 1872 bietet Jacob W. Davis ein Schneider aus Reno Nevada das Patent der „Nietenhose“Levi an. Dieses wird von Levi finanziert und unter Davi ́s Namen eingereicht und am 20 Mai 1873 vom Patentamt genehmigt. Die Nietenröhrenhose ist somit erfunden und patentiert. Es ist die Geburtsstunde der Jeans. (Die älteste erhalten Blue Jeans wurde 1998 in der Wüste Nevadas gefunden und ist von ca. 1880). Levi wehrt sich über die Jahre gegen andere Firmen, die sein Patent fälschen und seine Nietenhosen kopieren. Levi errichtet 1873 seine erste eigene Fabrik in San Francisico. Das Unternehmen wird immer erfolgreicher. Seit 1886 sind seine 4 Neffen an der Firma beteiligt, 55 Prozent des Anteils behält er. Im selben Jahr wird auch das Lederlabel mit den 2 Pferden die versuchen eine Jeans zu zerreißen zum Markenzeichen. Zitat Levi Strauss: „Meine Leben ist meinem Geschäft gewidmet, mein Glück liegt in meiner Routinearbeit. 1880 spendet der University of California Stipendien für 28 Studenten. Seit 1898 Jeans werden die Modelle durchnummeriert, die 501 bleibt das offizielle Ursprungsmodell.

Levi begibt sich 1902 mit Herzbeschwerden ins Hotel Del Monte in Monterey, um sich eine Woche zu erholen. Nach seiner Rückkehr in San Francisco geht er wieder auf die Arbeit. Am 23. September geht er früher als gewöhnlich nach Hause. Nach dem Abendessen mit der Familie am 26. September geht er nach seiner Aussage, es gehe im nicht gut, auf sein Zimmer und wacht nicht mehr auf. Sein Tod wird in allen großen Zeitungen des Landes verkündet. In seinem Nachruf wird seine Wohltätigkeit, Fairness und sein Geschäftssinn gewürdigt. In San Francisco wehen die Flaggen auf Halbmast. Er wird neben seiner Mutter auf dem jüdischen Friedhof, dem Home of Peace Cemetery begraben. Sein Testament hat er sieben Tage vor seinem Tod geschrieben. Er vermacht Gelder an jüdische, katholische und protestantische Weisenehäuser. Die Firma hinterlässt er seinen vier Neffen. Hier endet die Geschichte des Löb Strauß aus Buttenheim, doch seine Firma Levi Strauss & Co. besteht bis zum heutigen Tag.

Die Geschichte der Jeans

Die Jeans ist heute fester Bestandteil unseres Alltags. Egal, ob auf dem Laufsteg, im Büro oder auf der Baustelle – egal ob trendig oder funktional. Die Jeans begleitet uns in allen Lebenslagen durchs Leben und ist schon gar nicht mehr wegzudenken. Aber wie kam Levi Strauss auf diese Idee, die unseren Alltag so nachhaltig beeinflusst hat? Um die Entstehungsgeschichte der Jeans hat sich eine Sage entwickelt, die vor allem von Werbetreibenden dankbar aufgenommen und verbreitet wurde. Wir möchten sie euch im Folgenden erzählen. Klickt euch gerne selbst durch die Geschichte. Viel Spaß!

Die Bluejeans

Wie wird sie hergestellt?

Wusstest du, dass ...

… eine Jeans heutzutage im Durchschnitt über 50.000 Kilometer zurücklegt bis sie fertig im Regal landet?

Die Bestandteile einer Levi’s Jeans

Mit dem Patent für die an der Hose angebrachten Nieten fing alles an. Nun sind diese Nieten mit einem Firmenschriftzug versehen.
Auch die Knöpfe haben den Schriftzug „Levi Strauss & Co.“ eingestanzt. Verwendung fanden sie bereits als Hosenträgerknöpfe und im geknöpften Hosenlatz.
Das rote Fähnchen, das an der hinteren Hosentasche der Jeans angebracht wird, ist ein unverwechselbares Markenzeichen.
Die Tasche mit den Levi’s Bögen symbolisiert die Schwingung der Rocky Moutains und sollte der Jeans ein weiteres besonderes Erkennungszeichen geben. Sogenannte Arcuates gelten ohnehin als ältestes Markenzeichen der amerikanischen Bekleidungsindustrie.
Levi’s Jeans werden mit orangenem bzw. gelbem Faden genäht. Bis zur späten Standardisierung des Farbtons in den 1960er Jahren wurden unterschiedlichste Farbtöne eingesetzt.
Nicht zu vergessen ist der Lederaufnäher, das Two Horse Brand, der als Qualitätskennzeichen angebracht wird und daran erinnern soll, dass die ersten Jeans von Levi Strauss & Co. produziert wurden.

Die Jeans über die Jahre

Natürlich bleibt die Jeans – wie andere Produkte auch – nicht so wie sie ist, sondern entwickelt sich stetig weiter. Sie zeigt allerlei Facetten von sich und spricht verschiedene Zielgruppen an.

Besonders hervorzuheben ist allerdings der Meilenstein der unterschiedlichen Waschungen. Bevor es dazu kam, sind Jeanshosen ungewaschen verkauft und von Kunden ein bis zwei Nummern zu groß gekauft worden. Diese sollten beim Waschen auf die passende Größe schrumpfen, weshalb diese Variante „shrink to fit“ genannt wird.

Weitere beliebte Wascharten sind die ohne Chemikalien vorgewaschene „rinse washed“ Jeans, die zusammen mit Bimssteinen gewaschene „stone washed“ Jeans oder die „stone bleached“ Jeans, welche durch den Einsatz von Bleichmittel heller wird.

Heutzutage gilt die Jeans als unersetzliches Kleidungsstück. Wir kaufen sie nicht mehr zwei Nummern zu groß, sondern erleben durch den Zusatz von Polyester oder Elastan ein unvergleichliches Tragegefühl. Und um auch optisch im Trend zu bleiben, können wir sogar zwischen Jeans mit verschiedensten Waschungen, Farben und Mustern, Sitzfalten sowie Löchern wählen.

1
Paar Jeans besitzt jede(r) Deutsche im Durchschnitt

Heimat

Internationales Buttenheim

Wenn die studierte Geografin Tanja Roppelt nicht gerade dem FrankenSein-Team die Türen des Levi Strauss Museums öffnet, arbeitet sie als Fundraiserin, Forscherin oder Werbegestalterin. Sie entwickelt Ausstellungskonzepte, besucht Messen und betreut die Gäste vor Ort. Wenn Roppelt ihren Beruf zusammenfasst, ist sie „einfach“ Museumsleiterin. Bis zu 15.000 Besucher jährlich kommen nach Buttenheim, um der Geschichte der Jeans im Geburtshaus Levis und dem anschließenden Museum nachzuspüren. Dank der zahlreichen Gästebucheinträge und der daraus resultierenden, von Roppelt selbst entworfenen geographischen Karte, können wir nun mehr über das internationale Einzugsgebiet des oberfränkischen Museums erfahren.

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