Einen Katzensprung entfernt von Ansbach liegt das liebenswerte Städtchen Herrieden, direkt am Oberlauf der Altmühl. Neben einer florierenden Wirtschaft bietet es seinen Bewohnern viele kulturelle und geschichtliche Highlights. Ein Stadtrundgang der besonderen Art.
An einem kühlen Januartag verlassen wir unsere Studienstadt Ansbach Richtung Südwesten. Der Weg führt uns nach Herrieden, einer charmanten Kleinstadt mit vielen historischen Bauwerken und wirtschaftlicher Zugkraft. Knapp 8000 Menschen leben hier in 39 Ortsteilen.
Schon von Weitem erblicken wir auf der linken Straßenseite einen gigantischen Industriekomplex, der sich auf rund 87.000 Quadratmetern ausbreitet. Das entspricht in etwa einer Fläche von zwölf Fußballfeldern. Der hochmoderne und gut gesicherte Bau ist das Logistikzentrum der Firma „geobra Brandstätter“, besser bekannt unter dem Namen „Playmobil“. Der Spielzeugriese mit Hauptsitz im mittelfränkischen Zirndorf beschäftigt seit 2014 rund 150 Mitarbeiter auf dem weitläufigen Areal. Ein Gewerbekoloss, den wir eher in einer Großstadt erwartet hätten.
Nicht zuletzt wegen des Autobahnanschlusses an die A6 ist Herrieden auch für andere große Unternehmen ein attraktiver Standort. Neben der Firma Schüller mit rund 1000 Beschäftigten sind auch die Firmen Sielaff und Hapa an der Altmühlstadt beheimatet. Der Ort bietet „mehr Arbeitsplätze als Arbeitnehmer“, heißt es aus dem Rathaus.
Historischer Stadtkern
Je näher wir der Altstadt kommen, desto gemütlicher präsentiert sich Herrieden. Über die steinerne Altmühlbrücke gelangen wir ins Zentrum und passieren dabei die womöglich älteste Brücke Mittelfrankens. Zumindest laut Urkunde ist das Bauwerk, das 836 n. Chr. fertiggestellt wurde, das betagteste in der Region.
Unmittelbar danach folgt der Storchenturm, auf dessen Giebel tatsächlich die imposanten Vögel nisten. Das Bauwerk ist eingebunden in eine fast vollständig erhaltene, mittelalterliche Stadtmauer. In der Ortsmitte ragt die Stiftskirche „St. Vitus und Deocar“ gen Himmel. Auffällig sind die eng zusammenstehenden Türme im Stil der Frühgotik. Nach einem Stadtbrand wurde die Basilika spätgotisch umgestaltet und im Inneren mit barocken Elementen versehen. Das heutige Rathaus befindet sich seit 1945 im Gebäude des königlich bayerischen Amtsgerichts. Zuvor war die Stadtverwaltung im „Brothaus“ untergebracht.
Die bewegende Geschichte Herriedens
Historisch muss die Stadt auch auf ein dunkles Kapitel zurückblicken. Während der Hexenverfolgung im Hochstift Eichstätt wurden sieben Frauen aus Herrieden wegen Hexerei hingerichtet. Fürstbischof Johann Christoph von Westerstetten schuf im Jahr 1617 sogar ein eigenes Hexengefängnis in einem Stadel neben dem Amtsknechthaus. Es war das älteste in ganz Franken.
Viele Jahre später – nach dem ersten Weltkrieg – ließ sich die Zigarrenfabrik „Schäfer“ in Herrieden nieder. 1938 zog das Unternehmen in das Gabrielihaus, welches sich im Laufe der Jahre zu einem echten Wahrzeichen der Stadt mauserte. Es diente als Landgericht, Finanzverwaltung, Notariat, Schulhaus und vieles mehr. Seit 1983 ist es ein Wohnheim für Menschen mit Behinderung.
Bunter Veranstaltungskalender
Auch kulturell hat Herrieden viel zu bieten. Einmal im Jahr findet ein Kulturwochenende statt. Außerdem zählen das Altstadtfest im Juli und die Kirchweih im September zu den Höhepunkten im Veranstaltungskalender. In der Stiftsbasilika werden viele Konzerte abgehalten. Ab 2019 steht außerdem das sanierte Stadtschloss wieder für Veranstaltungen zur Verfügung. Im Sommer lohnt sich also ein zweiter Besuch in Herrieden, der kleinen und zugleich großen Schwester Ansbachs.