Eindrucksvoll, gefährlich, faszinierend: Für die Gleitschirmflieger am Hesselberg geht es darum, in ihrem Sport den richtigen Mittelweg zwischen Freude und Respekt zu finden. Im Video sprechen Weltrekordhalterin Brigitte Kurbel und der erfahrene Flieger Dieter Jarosch über die Reize des Paraglidings und den Charme des Hesselbergs.
Brigitte Kurbel hatte von Anfang an Angst vorm Fliegen. Nach ihrem ersten Flug über 600 Höhenmeter war sie weiß im Gesicht und zitterte. Wie sie es trotzdem zum Weltrekord im Streckenflug geschafft hat, erzählt sie im Interview:
Heute sind Sie mehrfache Deutsche Meisterin und sogar Weltrekordhalterin. Wie kamen Sie dazu, auch an Wettkämpfen teilzunehmen und nicht nur „zum Spaß“ zu fliegen?
Es gibt dabei zwei Kategorien: Zum einen gibt es das Wettkampffliegen, bei dem sich alle zur selben Zeit treffen und gemeinsam an einem Tag bestimmte Punkte abfliegen. Die zweite Kategorie ist Streckenfliegen, bei dem man Flüge über das ganze Jahr sammelt und versucht, an den besten Tagen an den besten Orten zu fliegen. Angefangen habe ich mit dem Wettkampffliegen, weil in Meran die German Open stattfanden. Dabei habe ich den zweiten Platz belegt. Im nächsten Jahr wollte ich mehrere Wettkämpfe bestreiten, aber alle Wettkampftage waren ziemlich verregnet, sodass ich mich da nicht angemeldet habe. So kam ich zum Streckenfliegen.
Wie kamen Sie auf die Idee, für Ihren Weltrekord im Juni 2019 in elfeinhalb Stunden 269 Kilometer zu fliegen?
Ich bin ja schon oft 250 Kilometer geflogen. Ich hatte aber noch nie das Glück, dann auch wieder an den Startpunkt zurückzukommen. Es ist Voraussetzung für einen gültigen Weltrekord, dass man dieses Dreieck, das man beim Streckenfliegen fliegt, komplett schließt. Das ist mir bei einer so großen Strecke vorher nie gelungen, sonst hätte ich schon lange vorher einen Weltrekord haben können. Es gibt aber Flieger, die schon 300 Kilometer geflogen sind. Das kann ich sicher auch schaffen.
Wo liegen die Unterschiede zwischen dem Fliegen in hohen Bergen und dem Flachlandfliegen?
In den Alpen muss man so viel mehr beachten. Wie sind die Talwindsysteme? Wo ist ein Taleinschnitt? Drückt über einen Pass ein Wind rein, der dann Schwierigkeiten macht? Im Flachland, wie am Hesselberg, fliegt man meistens mit sehr viel Wind, weil man mit viel Wind auch eine wesentlich größere Strecke fliegen kann.
Was war Ihr schönstes Erlebnis in der Luft?
Es ist immer schön, wenn ein Adler mit einem in den Bergen fliegt. Ein besonders schönes Erlebnis war, als ich im Ultental geflogen bin. Da fliegen sehr wenige Piloten und so konnte ich ganz allein über den Ortler fliegen.