Der frängische Draum: Vom Biertrinker zum Bierbrauer. Um euch Inspiration für zukünftige Eigenkreationen zu liefern und um die alltägliche Qual der Wahl im Getränkemarkt ein wenig zu lindern, haben wir Franken nach deren Lieblings-Bier gefragt.
Die Bierbraukultur ist tief in der Landesgeschichte Frankens verwurzelt – jeder Landkreis hat ein ganzes Aufgebot an Brauereien vorzuweisen, da fällt die Entscheidung schon mal schwer. Genau deshalb haben wir eine Stichprobe aus den rund eine Millionen 16-60 Jährigen Franken gefragt, welches Ihr Lieblingsbier ist und warum.
PLATZ 3: Grüner Helles
Die Farbe Grün wird im fränkischen Land meist mit der Stadt Fürth in Verbindung gesetzt. Das hat weitestgehend mit dem Kleeblatt als Stadtlogo sowie der Spielvereinigung Greuther Fürth und deren grünen Vereinsfarben zu tun. Doch seinen Namen hat das Bier weder dem Kleeblatt oder der Spvgg zu verdanken. Am 3. Mai 1860 kauften drei Brüder eine kleine Brauerei an der Gartenstraße in Fürth. Die Brauerei bestand bereits seit 1709. Doch wer waren die drei Brüder? Ganz einfach und mit kaum verwirrenden und verwechselbaren Namen. Die Brüder Johann Georg, Johann Heinrich und Georg Heinrich Grüner kauften die Brauerei und benannten sie um. Als die Brüder 1860 die Brauerei übernahmen gab es insgesamt einen Bierausstoß von 5000 Hektoliter im Jahr. Das entspricht 500.000 Liter Bier, also 1.000.000 Flaschen 0,5 Bier. Die Drei expandierten und bauten aus. Bis 1865 hatten sie den Bierausstoß auf ungefähr 20.000 Hektoliter erhöht. Sprich also circa 4.000.000 Flaschen Bier. Sie kauften mehrere Grundstücke in der Nähe. Doch auch Rückschläge mussten sie erleiden. Als 1866 kurz vor der Fertigstellung eines weiteren zusätzlichen Anwesens der Lagerkeller einstürzte und eine große Menge an Bier verloren ging.
Nach verschiedenen Umbauten, Umstrukturierungen und Führungswechseln kam es 1977 dazu, dass der Betrieb eingestellt wurde. Im Jahr 2011 belebte Tucher die Marke Grüner neu. Seitdem gibt es Grüner Vollbier Hell wieder auf dem Markt.Grüner Bier ist in Franken in sehr vielen Supermärkten und den meisten Getränkemärkten vertreten. Hier ganz klassisch in Euroflaschen. Grüner Vollbier Hell ist die Hauptvariante. Oldschool Design in gelb, grün und weiß als Farben auf der Flasche. Dazu wird der kleine Bruder auch oft in Läden angeboten. Das so genannte „Grünerla“, eine 0,33 l Version der normalen Flasche. Zum 10-jährigen Jubiläum nach Wiederbelebung erschien im März 2021 das Grüner Natur Radler. Grüner hat auch ein paar Specials im Gepäck. Um genau zu sein zwei. Im Grüner Brauhaus Restaurant/Bar gibt es eine alternative Version des Bieres. Nur hier können Bierfans Grüner Naturtrüb kaufen. Entweder vor Ort oder für den Durst zuhause in kleinen 5L Fässern erhältlich. Die zweite Besonderheit gibt es ebenfalls im Brauhaus, ist aber auch Online auffindbar. „Grünerla“ Bierflaschen im 0,25l anstelle des 0,33 Formates.
PLATZ 2: Wettelsheimer Helles
Die beschauliche Brauerei mit Gasthaus wurde 1797 in Wettelsheim bei Treuchtlingen erbaut – das gesamte Anwesen wechselte aufgrund von Geldnöten der Betreiber häufig den Besitzer, bis es schließlich 1874 in den Besitz der Familie Strauß aus Indernbuch kam. 19 Jahre später übernimmt der ausgebildete Braumeister Karl Strauß die Brauerei seines Vaters, er vergrößert und modernisiert das gesamte Brauhaus. 1927 führt dann der einzige Sohn und Namensvetter von Karl Strauß, Karl Strauß die Brauerei weiter. Nach dem Tod von Karl Strauß dem zweiten 1963, leitet seine Witwe Rosa Strauß den Betrieb, doch bereits fünf Jahre später übernimmt der studierte Braumeister und Sohn von Karl Strauß (dem zweiten) der Brauerei an: Und der heißt, wie seine Väter vor ihm, natürlich auch Karl Strauß. Der dritte Karl Strauß leitet die Brauerei bereits seit 30 Jahren. Aktuell beschäftigt das Brauhaus sieben Mitarbeiter und hat einen geschätzten Ausstoß von 10.000-15.000 Hektoliter Bier im Jahr, das entspricht ungefähr 150.000 Kästen Bier. Die Brauerei verwendet ausschließlich Rohstoffe aus Bayern und braut nach dem deutschen Reinheitsgebot. Es wird auf kurze Transportwege gesetzt, um die Umwelt zu schonen. Daher ist das Wettelsheimer nur in der Region Frankens erhältlich.
Die Brauerei Strauß ist ebenfalls Mitglied im Brauring, einer Kooperationsgesellschaft von privaten Brauereien: Die Philosophie des Brauringes ist der Fortbestand der mittelständischen Brauereistruktur und der Erhalt der Biervielfalt in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Sortiment ist ausschließlich auf untergärig gebraute Biere spezialisiert. Neben dem Hellen, werden ein Pils und ein Märzen angeboten. Zwei Weihnachts-Böcke, jeweils ein Heller und ein Dunkler, vervollständigen das Angebot aus Wettelsheim. Jedes Bier ist als klassische Halbe in Euro-Flaschen erhältlich. Die Etiketten sind im Stil einer alten Schriftrolle entworfen. Schicke Gold- und Silberpapier- Etiketten am Flaschenhals krönen das Märzen sowie das Pils. Als „Wet“ ist das Pilsener auch in der kleineren 0,33l Flasche erhältlich. Man kann die Bier-Spezialitäten in selbstgepichten Holzfässern kaufen, was mittlerweile einzigartig in der Region geworden ist.
PLATZ 1: Bayreuther Helles
Traditionelles, bayerisches Brauhandwerk seit über 150 Jahren. Im Bayreuther Brauhaus wird auch heute noch nach Originalrezeptur gebraut. Brauer Hugo Bayerlein kam als 24-Jähriger zurück in seine Heimatstadt Bayreuth. In München hatte er bereits Brauerfahrung gesammelt und war überzeugt eine eigene Brauerei zu eröffnen. Das Bier kam gut an und wurde in den 1860er Jahren sogar bis ins benachbarte Bundesland Thüringen ausgeliefert. Für die damalige Zeit ein ganzes Stück Entfernung für ein Bier. Die Brauerei wurde 1872 von Hugo Bayerlein weiterverkauft. Die neuen Besitzer wandelten die Brauerei in eine Aktiengesellschaft um. Das führte dann dazu, dass fast alle Anteilseigner selbst in Bayreuth stammen. Das Brauhaus wurde ausgebaut und immer mit den neuesten Techniken der Bierbrauerei aufgerüstet. Die Brauerfamilie Maisel erwarb 1965 einen Großteil der Aktien. In etwa 100 Meter Entfernung stand ihre Brauerei Gebr. Maisel. Doch trotz der Übernahme durch die Nachbarn gab es die Abmachung die zwei Brauereien auch in Zukunft separat laufen zu lassen.
Das klassische Bayreuther Biersortiment stützt sich auf drei Sorten. Die Speerspitze ist selbstverständlich Bayreuther Hell. Das Helle gilt als beliebtestes Bier der Brauerei. Für die Bayerische Bevölkerung steht nach einem Hellen das Weißbier an zweiter Stelle. So gibt es in der Brauerei auch ein Bayreuther Hefe-Weißbier. Ein zünftiges Weißbier darf in Bayern bei einem traditionellen Weißwurstfrühstück schließlich nicht fehlen. Wie viele Brauereien in Franken gibt es hier in der „fünften Jahreszeit der Bayern, der Bockbierzeit“ ein Bockbier aus dem Hause Bayreuther. Ab Oktober ist das Bockbier einige Wochen im Handel, bevor es wieder aus dem Sortiment verschwindet.