Christoph von Schmid – Theologe und Weltstar

Heutzutage ist der Name Christoph von Schmid kaum jemandem ein Begriff. Doch im 19. Jahrhundert war der gebürtige Dinkelsbühler ein Star seiner Zeit und weit über Deutschlands Grenzen hinaus als Jugendbuchautor und Theologe bekannt. Ein kleines Gedicht aus seiner Feder, ursprünglich unter dem Titel „Die Kinder bey der Krippe“ veröffentlicht, ist noch heute als „Ihr Kinderlein kommet“ in aller Munde.

Johann Nepomuk Christoph Friedrich Schmid wurde, damals noch ganz ohne Adelstitel, am 15. August 1768 in Dinkelsbühl geboren. Dort wuchs er mit seinen acht Geschwistern auf und durfte eine fröhliche, geborgene und von Religiosität geprägte Kindheit erleben.

Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für das Schreiben und fasste den Entschluss, eine theologische Laufbahn einzuschlagen. An der Universität in Dillingen schrieb er sich für Philosophie und später für Theologie ein und wurde 1791 im Dinkelsbühler Münster zum Priester geweiht. Es folgten Tätigkeiten als Schuldirektor, Seelsorger und Domkapitular. 1837 würdigte der bayerische König Ludwig I. seine Verdienste und erhob Christoph von Schmid zum Ritter des Verdienstordens der Bayerischen Krone und somit auch in den Adelsstand.

Erfolgsrezept „Erziehen durch Erzählen“

Christoph von Schmid war über all die Jahre stets ein vielbeschäftigter Mann mit vielen Pflichten. Doch welcher Berufung er auch nachging, für das Schreiben nahm er sich immer Zeit. In Form von Gedichten, theologischen Schriften, Kirchenliedern oder Erzählungen brachte er seine Gedanken zu Papier.

Bild: Touristik Service Dinkelsbühl

Die Spezialität des Theologen war seine anschauliche und kindlich klare Erzählweise, die ihm sein Vater gelehrt hatte. Viele seiner Geschichten waren zunächst nur dazu bestimmt, als Lehrmittel im Unterricht eingesetzt zu werden, denn an fachkundigen und zugleich kindgerechten Schulbüchern mangelte es zu seiner Zeit.

Im Gegensatz zu den oft unverständlichen Worten seiner Lehrerkollegen, fand Christoph von Schmid mit seinen Erzählungen das Gehör seiner Schüler und konnte ihnen so spielerisch Lerninhalte, Werte und Weisheiten vermitteln. Das brachte ihm auch den Beinamen „erzählender Pädagoge“ ein. Durch seine neue pädagogische Herangehensweise trug er maßgeblich zur Neuordnung und Verbesserung des katholischen Bildungssystems in Süddeutschland bei.

Auf Drängen begeisterter Zuhörer wurden seine Geschichten letztendlich veröffentlicht und Christoph von Schmid über die Grenzen Bayerns und Deutschlands hinaus als Kinder- und Jugendbuchautor bekannt. „Christoph von Schmid war zu seinen Lebzeiten und weit bis ins 19. und 20. Jahrhundert hinein ein Weltstar“, ist sich Ingrid Metzner, Leiterin des Museums „Haus der Geschichte“ in Dinkelsbühl, sicher. Seine Geschichten wurden in mehr als zwanzig Sprachen übersetzt.

Das Gedicht, das zum Welthit wurde

Als Christoph von Schmid während seiner Zeit als Schuldirektor in Thannhausen das Gedicht „Die Kinder bey der Krippe“ niederschrieb, konnte er wohl kaum erahnen, wie berühmt dieses Werk einmal werden wird. Entstanden ist es in nostalgischer Erinnerung an die schönen Weihnachtsfeste im Kreise der Familie. Durch seine Verse wollte er die freudige Botschaft der Menschwerdung Christi in einfachen und verständlichen Worten niederschreiben und eine Einladung zur Teilnahme am Weihnachtsgeschehen aussprechen. Veröffentlicht wurde das Gedicht „Die Kinder bey der Krippe“ zum ersten Mal 1811.

Es dauerte noch einige Jahre, bis der junge Lehrer Friedrich Eickhoff den Text in einem Lehrbuch fand und 1829 auf die Idee kam, es gemeinsam mit seiner Schulklasse zu singen. Und so fügte er die Zeilen von Christoph von Schmid mit einer Melodie des Komponisten Johann Abraham Peter Schulz (1747-1800) zusammen – das war die Geburtsstunde eines der bekanntesten Weihnachtslieder der Welt. In den Jahren darauf erschienen Text und Melodie zusammen unter dem Titel „Ihr Kinderlein kommet“. Im Gepäck vieler deutscher Auswanderer befanden sich oft auch Liederbücher und so trat das Weihnachtslied zusammen mit den Emigranten seine Reise rund um die Welt an.

Auf den Spuren einer vergangenen Zeit

Foto: Janine Walter

In diesem Jahr hat sich der Geburtstag des berühmtesten Sohn Dinkelsbühls zum 250. Mal gejährt. Doch auch wenn sein Name über die Jahre nicht mehr jedem ein Begriff ist, so ist ein Teil von ihm noch immer präsent: In seinem Heimatort Dinkelsbühl schmückt eine lebensgroße Statue den Marktplatz und im dortigen Haus der Geschichte wurde ein Zimmer mit Erinnerungsstücken aus dem Nachlass Christoph von Schmids eingerichtet.

Bilder: Touristik Service Dinkelsbühl

Auch an anderen Wirkungsorten wird Seiner erinnert, Gedenkstätten errichtet und Schulen wie Straßen nach ihm benannt. Sein größtes Denkmal hat er sich jedoch selbst gesetzt: Mit „Ihr Kinderlein kommet“ erfreut er noch heute Jahr für Jahr zur Weihnachtszeit Menschen rund um den Globus.

Janine Walter, Anna Müller, Valentina Bobrovskaya, Marie Wetzel

Janine Walter

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