Am 26. Mai 2019 schaut die Welt auf Europa: Die Wahl für das Europäische Parlament steht an und damit eine der größten demokratischen Wahlen weltweit. Auch hier in Franken leben viele Europainteressierte. Mit FrankenSein haben sie darüber gesprochen, warum der Kontinent so besonders ist und was man an der EU noch ändern sollte.
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- Benno Krieger, 23, Student an der Hochschule Ansbach
Absolvierte 2018 sein Auslandssemester in Spanien an der Universidad de Castilla-La Mancha, Cuenca
„Europa ist für mich die Möglichkeit, in sehr kurzer Zeit unheimlich viele verschiedene Kulturen kennenlernen zu können.“
Ich mag an der EU nicht, dass es so lange dauert, bis Entscheidungen gefällt werden. Man hat einfach so viele Länder, jedes Land hat seine eigene Meinung und es dauert sehr lange, bis eine konstruktive Idee umgesetzt werden kann.
Ich würde mir wüschen, dass die EU in mehreren Bereichen einer Meinung ist, um schneller Beschlüsse fassen zu können. Dass man sich gegen die Lobbyisten stärker durchsetzt, damit man innovative Ideen im Bereich Umwelt umsetzen kann, dass man es zum Beispiel hinbekommt, die öffentlichen Verkehrsmittel zu stärken. Das ist ein Thema, das mir sehr wichtig ist und wo ich finde, dass, obwohl Beschlüsse gefasst werden, in der Wirklichkeit dann wenig passiert. Man sieht es ja in Ansbach, das ist eine kleine Stadt und es sind trotzdem noch sehr viele Autos unterwegs.
Als Europäer fühle ich mich, wenn ich auch außerhalb von Europa unterwegs bin. Ich bin halb Deutscher, halb Ungar, fühle mich also schon allein deshalb sehr europäisch. Im Ausland wird man dann oft auch als Europäer angesehen, da ist es egal, ob man aus Deutschland oder der Schweiz kommt. Auch wenn ich vor der Möglichkeit stehe, irgendwo in Europa zu studieren, fühle ich mich als Europäer. Ich habe viele Freunde aus Lateinamerika und sehe, wie schwer es bei ihnen ist, an Universität X kostenfrei zu studieren. Da haben wir in Europa viel mehr Möglichkeiten.
Wir brauchen Europa, weil es wirklich sehr viele verschiedene Kulturen zusammenhält. Das ist einfach was ganz Besonderes, dass wir auf so kleinem Raum - verglichen zu den anderen Kontinenten - eine so große Vielfalt haben und das muss zusammengehalten werden.
Europa ist für mich die Möglichkeit, in sehr kurzer Zeit unheimlich viele verschiedene Kulturen kennenlernen zu können. - David Haas, 22, Student an der Hochschule Ansbach
Absolvierte sein 2018 sein Auslandssemester in Spanien an der Universidad de Vigo
„Diese kulturelle Vielfalt auf so beengten Raum, die hast du wirklich nur in Europa.“
Ich mag an der EU nicht, dass sie zwar eine sehr gute Idee ist, jedoch den paar hundert Parlamentariern mehrere tausend Lobbyisten gegenüberstehen.
Ich würde mir wünschen, dass sich die EU auf unrealistische Utopien einlässt wie zum Beispiel sich mehr in einen eigenen Staat zu verwandeln, nämlich die Vereinigten Staaten von Europa. Das ist eine Vision, die zwar nicht neu ist, aber auf die es zwangsläufig hinauslaufen wird, wenn wir als Europa im Weltgeschehen miteiffern wollen. Als einzelner Staat können wir gegen die USA, Russland oder China wenig ausrichten.
Als Europäer fühle ich mich, wenn ich quer durch Europa reisen kann und ich ohne Passkontrolle einfach über Grenzen komme. Und, obwohl ich nur eine relativ kurze Strecke hinter mir habe, bin in einem völlig anderen Kulturkreis mit anderer Sprache, anderem Essen, anderen Leuten. Diese kulturelle Vielfalt auf so beengten Raum, die hast du wirklich nur in Europa.
Wir brauchen Europa, weil es wahrscheinlich das erfolgreichste Friedensprojekt aller Zeiten ist, war und vermutlich auch jemals sein wird. Und wir damit auch ein Vorbild für den Rest des Planetens sein können und auch im Idealfall aktiv auf der Welt für Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte eintreten können und auch die Mittel dazu haben.
Europa ist für mich wirklich meine Heimat. - Domenico Caravetta, 47, Restaurantbesitzer in Ansbach
„Europa ist für mich ein schöner Kontinent und Zusammenhalt. Wenn ich mich umsehe, geht es uns als Europäern wirklich gut, auch wenn wir uns viel beschweren.“
Ich mag an Europa nicht, dass es zu wenig Arbeit gibt. Aber eigentlich kann ich mich als Europäer nicht beschweren. Da haben andere Länder viel schlimmere Probleme als unsere.
Ich würde mir wünschen, dass Europa mehr Arbeitsplätze bietet. Vor allem in meiner Heimat in Süditalien sind die Chancen auf Arbeit schlecht. Das ist auch der Grund, warum ich mit 15 Jahren nach Deutschland gekommen bin. Das wäre für mich etwas ganz Großes, wenn jeder Arbeit hätte.
Als Europäer fühle ich mich, wenn ich viel unterwegs bin: In Italien und Deutschland, aber auch in Südamerika habe ich mich als Europäer gefühlt. Und natürlich, wenn ich einfach so in andere europäische Länder einreisen kann, ohne kontrolliert zu werden.
Wir brauchen Europa, weil wir gemeinsam stärker sind gegen Amerika oder Asien. Europa ist für mich ein schöner Kontinent und Zusammenhalt. Wenn ich mich umsehe, geht es uns als Europäern wirklich gut, auch wenn wir uns viel beschweren.
Europa ist für mich ein schöner Kontinent und Zusammenhalt. Wenn ich mich umsehe, geht es uns als Europäer wirklich gut, auch wenn wir uns viel beschweren. - Manfred Schober, 72, Vorsitzender der Europa-Union Bayern für den Kreisverband Ansbach
„Europa ist für mich ein Beispiel, wie man die Vergangenheit überwindet und in Frieden mit seinen Nachbarländern lebt.“
Ich mag an der EU nicht, dass sie sich gegenüber Problemstaaten sehr zögerlich verhält. Bisher hat die EU den antidemokratischen Ländern wie Polen, Ungarn und Rumänien keinen Einhalt geboten.
Ich würde mir wünschen, dass die EU näher zusammenrückt und die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei gekippt werden. Und die Briten sollen endlich zur Vernunft kommen und sich den Austritt aus der EU noch mal überlegen.
Wir brauchen die EU, weil wir nur mit einem gemeinsamen Europa die Chance haben, im großen Vergleich zu bestehen und die EU uns seit zig Jahren Frieden, Freizügigkeit und Wohlstand bringt.
Ich fühle mich als Europäer, wenn ich weiterhin andere Länder ohne Grenzkontrollen erreichen kann, frei entscheide, wohin ich reise, in welchem Land ich studiere oder arbeite. Und auch dann, wenn ich fast überall mit einer Währung einkaufen gehe.
Europa ist für mich ein Beispiel, wie man die Vergangenheit überwindet und in Frieden mit seinen Nachbarländern lebt. - Anna Flöholm, 24, Flugbegleiterin bei Lufthansa aus Dinkelsbühl
„Ich würde mir wünschen, dass die EU vor allem an ihrer Klimapolitik arbeitet und da zusammen an einem Strang zieht.“
Ich mag an der EU nicht, dass in den verschiedenen Mitgliedsländern immer noch sehr viele finanzielle Unterschiede herrschen, vor allem was den Mindestlohn betrifft. Ich finde, dass man das angleichen sollte, so dass die finanzielle Kluft zwischen den Mitgliedsstaaten nicht noch größer wird.
Ich würde mir wünschen, dass die EU vor allem an ihrer Klimapolitik arbeitet und da zusammen an einem Strang zieht.
Wir brauchen die EU, weil die EU auch für die zukünftigen Generationen Bildung fördert und für Sicherheit sorgt. Wir können stolz sein, dass wir mit so vielen anderen Ländern eine Gemeinschaft bilden.
Ich fühle mich als Europäer, wenn ich während meiner Arbeit auf Menschen aus anderen europäischen Ländern treffe und merke, dass wir trotz der kulturellen Eigenheiten des jeweiligen Landes auch gemeinsame Einstellungen haben. Wir sind am Ende doch irgendwie eins.
Europa ist für mich eine Arbeitserleichterung, weil ich als Flugbegleiterin zwischen den europäischen Ländern einfacher ein- und ausreisen kann. - Antje Langnickel, 42, Stimmtrainerin aus Fürth
Karl Hermann Rechberg, 45, Sozialarbeiter aus Fürth
„Europa ist ein Ort der Sicherheit, der Nachbarschaft und des Friedens.“
Ich mag an der EU nicht, dass …
… sie gerade eine deutliche Tendenz zum Zerfall hat. (Antje)
… zum Beispiel der Europäische Gerichtshof die Möglichkeit hat, in Deutschland das Verbraucherschutzgesetz auszuhebeln, um einen liberaleren Markt innerhalb Europas zu schaffen. Wir haben hier so lange an einem guten Verbraucherschutzgesetz gearbeitet. (Kalle)
Ich würde mir wünschen, dass …
… die EU weiterbesteht, wächst, gedeiht und eine starke Kraft entwickelt. (Antje)
… die EU stabiler wird, aber auch sichtbarer. Ich muss mich immer regelrecht aggressiv informieren, um mir zu verdeutlichen, was wir alles an der EU haben. In den Neunzigern bin ich mit dem Rad durch Irland gefahren und sah überall diese Riesenschilder: „Diese Straße ist gesponsert von der EU.“ Wir brauchen keine Schilder, aber irgendetwas, woran man’s sieht. (Kalle)
Wir brauchen die EU, weil…
… sie unser Schutz ist. Wir stehen als Nachbarn zusammen gegen andere Weltmächte und vertreten somit unsere Wirtschaft und auch unsere Werte. (Antje)
… ich unter anderem glaube, dass sich die Nationalstaaten sonst wirtschaftlich gegeneinander ausspielen würden. (Kalle)
Ich fühle mich als Europäer, wenn…
… ich in Italien meinen Espresso mit Euro bezahle, statt wie früher mit Lire. (Antje)
… ich sehe, wie Menschen verschiedener kultureller Hintergründe zusammensitzen, essen und schwatzen — auf dem Münchner Viktualienmarkt, zum Beispiel. (Kalle)
Europa ist für mich…
… ein Ort der Sicherheit, der Nachbarschaft und des Friedens und die zentrale Errungenschaft nach dem Zweiten Weltkrieg, die es zu bewahren gilt. (Antje)
… die Quelle für ganz viele schöne Sachen, die ich in meinem Leben habe: Frieden, wahnsinniger Wohlstand und viel, viel Kultur. (Kalle)