Knapp fünf Kilometer joggen ist für viele Menschen ein Kinderspiel. Währenddessen 2,5 Liter Bier sowie fünf Würste zu konsumieren, bleibt allerdings eine Herausforderung. Beim Woschd und Doschd Lauf zeigt sich, wer neben Ehrgeiz und Durchhaltevermögen auch das nötige Talent mitbringt, um zu triumphieren.
Showdown am Berg der Entscheidung. Der Schuttberg am Nürnberger Hafen ist seit einigen Jahren Heimat des kultigen Spaßlaufes. Zweimal im Jahr findet hier der Woschd und Doschd Lauf (kurz: WUDL) mit mittlerweile 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern statt. Sowohl im Frühjahr als auch zur Herbstzeit besteht für Personen ab 16 Jahren die Möglichkeit, mit dabei zu sein.
Die Herausforderung besteht darin, schnellstmöglich ein fränkisches Seidla Bier zu trinken und anschließend eine Wiener Wurst, die auch in vegetarischer Form erhältlich ist, zu essen. Erst wenn beides heruntergeschluckt ist, dürfen sich die Läuferinnen und Läufer auf die knapp einen Kilometer lange Runde begeben. Dieser Ablauf wiederholt sich fünfmal und endet schließlich mit dem Zieleinlauf.
Auffallend sind dabei die bunten Kostüme, mit welchen die Teilnehmenden unterwegs sind. Um die Bemühungen um die ausgefallenen Laufoutfits zu belohnen, werden bei der Siegerehrung nicht nur die jeweils drei besten Läuferinnen und Läufer ausgezeichnet, sondern stets die schönste oder ausgefallenste Verkleidung. Auch der oder die Älteste darf sich auf einen Preis freuen.
Um mehr über das außergewöhnliche Event zu erfahren, trafen wir die beiden Veranstalter Olli und Andy beim 26. Woschd und Doschd Lauf.
Heute findet der 26. Woschd und Doschd Lauf statt. Wie der schön fränkische Name schon sagt, hat eure Veranstaltung irgendetwas mit Essen, Trinken und Laufen zu tun. Doch was steckt genau dahinter und was ist das Besondere?
Olli : Der Woschd und Dosch Lauf ist eigentlich an sich schon etwas Besonderes. Es ist ein rundenbasierter Lauf, bei dem man zusätzlich noch jede Runde ein Bier trinkt und eine Wurst isst – und das ganze fünfmal hintereinander, weil wir ja auch fünf Runden laufen. Das ist auf jeden Fall das, was den WUDL von anderen Läufen unterscheidet. Und natürlich der damit verbundene Spaß – ich denke, das kann jeder, der hier mal mit dabei war, nur bestätigen!
Dass der Lauf bereits zum 26. Mal stattfindet, spricht für seinen großen Erfolg. Außerdem sind alle Startplätze belegt. Warum machen Leute mit bzw. sogar immer wieder mit?
Andy : Der WUDL ist ja kein Lauf der klassischen Art, sondern durch die Bier-Komponente schon ein ganz besonderes Event. Bei normalen Laufveranstaltungen steht eher die Zeit im Fokus, aber bei uns ist wirklich der Spaßfaktor entscheidend. Gerade auch mit dem Contest um das schönste Kostüm haben die Leute einen Anreiz, sich vorher Gedanken zu machen und zum Beispiel mit Freunden ein lustiges Gruppenkostüm zu tragen.
Und beim WUDL selbst entstehen natürlich auch viele neue Freundschaften. Da kämpft nicht jeder für sich, sondern das Ganze ist eher vom Teamgedanken bestimmt. Man lernt viel leichter Leute kennen, man kommt einfacher ins Gespräch und es wird schnell von einem Wettkampf zu einem Miteinander. Man macht mit, um gemeinsam Spaß zu haben – dabei entsteht einfach eine Gemeinschaft, die ich so bei anderen Läufen noch nicht gesehen habe.
Eine solche Idee zu haben ist das eine, aber diese auch noch umzusetzen, ist doch ziemlich bemerkenswert. Was hat euch angetrieben, die vielen Vorbereitungen auf euch zu nehmen? Woran merkt ihr, dass es sich lohnt?
Olli : Angetrieben hat uns ganz klar die WUDL Community, also die Gemeinschaft, die hier über die Jahre entstanden ist. Es ist einfach sensationell, wie die Leute da mitgehen. Es ist so ein toller Zusammenhalt! Die Teilnehmer können es Jahr für Jahr gar nicht erwarten bis endlich die neuen Termine bekanntgegeben werden. Und wenn dann innerhalb von wenigen Wochen die gesamten Startplätze ausgebucht sind – das gibt uns schon ein gutes Gefühl und zeigt, dass wir das Richtige machen und die Community hinter uns steht.
Der WUDL hat ein einzigartiges Konzept, das super zur fränkischen Kultur passt. Doch wie ist eigentlich die Idee dazu entstanden? Wann gab es den ersten WUDL?
Andy : An einem langweiligen Berufsschultag hat sich Olli Gedanken gemacht, was man so am Wochenende machen könnte. Joggen sind wir schon immer gerne gegangen und am Wochenende trinkt eigentlich jeder Franke gerne Bier. Und dann war sein Gedanke: Warum nicht einfach beides verbinden? Außerdem dachten wir uns, dass man bei dem vielen Bier auch noch etwas Festes im Magen haben muss und kamen auf die Nürnberger Bratwurst. Da die uns aber ein bisschen zu klein war, sind wir zu Wiener Würsten übergegangen. So entstand der „Wurst und Durst Lauf“ oder fränkisch: „Woschd und Doschd Lauf.“
2002 war dann der erste Lauf. Organisatorisch- und Corona-bedingt sind leider ein paar Läufe ausgefallen und anfangs gab es auch nur einen pro Jahr. Die letzten Jahre haben wir aber aufgrund des großen Erfolgs immer einen Frühjahrslauf und einen Herbstlauf veranstaltet.
Wie hat sich der WUDL denn über die Jahre entwickelt? Wie habt ihr angefangen und was hat sich jetzt geändert?
Andy : Als wir angefangen haben, haben wir das Ganze mit einer normalen Excel-Tabelle gemanagt. Da standen wir mit einer Stoppuhr da und haben die Zeiten manuell festgehalten und eingetragen. Damals hatten wir allerdings auch nur 10 Teilnehmer, weshalb das noch ging. Es war aber sehr mühsam, die Rundenzeiten festzuhalten und alle einzeln in die Tabelle einzutragen.
Als sich die Idee unseres Laufes via Mundpropaganda verbreitet hat, haben wir ab 50 Leuten gesagt: So, jetzt müssen wir uns etwas Neues überlegen! Es war fast unmöglich, das noch manuell festzuhalten. Deswegen haben wir auf das digitale Zeitmesssystem umgestellt. Das ist jetzt der 2. Lauf mit dem neuen System und erleichtert uns einiges. Und es ist natürlich auch deutlich genauer.
Der Spaß steht beim WUDL ganz klar im Vordergrund. Was war das bisher schrägste Erlebnis? Ist euch irgendetwas oder irgendjemand besonders in Erinnerung geblieben?
Olli : Das schrägste Erlebnis, das mir in Erinnerung geblieben ist, ist jetzt bestimmt schon 10 Jahre her. Damals hatten wir unsere WUDL Verpfleger noch gar nicht – also die Stationen mit eigener Ration, die man dann pro Runde zu sich nehmen muss. Stattdessen gab es einen großen Topf – fast eine Tonne – und in dieser Tonne mit warmem Wasser waren dann die Wiener Würste drin. Die Teilnehmer haben sich da dann nach jeder Runde ihre Ration rausgeholt. Das Ganze war zwar nicht besonders hygienisch, aber wir haben alle mal klein angefangen und damals war der Lauf natürlich auch noch viel kleiner.
Nach dem Lauf, als die Wiener Würste aufgegessen waren und der Topf leer war, hat ein Teilnehmer tatsächlich diese Tonne mit dem Wurstwasser getrunken. Das war schon ziemlich schräg!
Wie geht es weiter mit dem WUDL? Können wir uns noch auf viele Weitere freuen? Habt ihr Pläne oder Wünsche für die Zukunft?
Andy : Was wir auf jeden Fall wieder machen, ist ein Frühjahrslauf. Unser Ziel ist es ja, dass wir den WUDL immer zweimal im Jahr veranstalten. Wir werden auch wahrscheinlich mit den Startplätzen um 25% aufstocken – also von 100 auf 125 erweitern – was doch noch mal ein ganzes Stück mehr ist. Recht viel größer darf es hier auf dem Berg der Entscheidung dann aber auch nicht werden, weil der Platz einfach nicht für so viele Leute ausgelegt ist.
Die Idee und unser Wunsch ist es dann schon auch, dass man das Konzept vielleicht deutschlandweit ausbaut oder auch für Firmenevents nutzt – sodass Firmen uns dann buchen und einen kleinen WUDL veranstalten können.
Im Zentrum steht der Spaß – da sind sich alle WUDLer einig. Dass vor allem die Leute eine wichtige Rolle dabei spielen, erzählt uns Tom im Gespräch, als wir ihn nach seiner Teilnahme fragen: „Das erste Mal habe ich teilgenommen, weil ein Kollege krank geworden ist und mich fragte, ob ich kurzfristig Lust hätte, da mitzumachen. Ohne zu überlegen habe ich zugestimmt. Im Nachhinein war es ein Fehler. Aber diesen Fehler habe ich dann einfach ein zweites Mal gemacht, weil es irgendwie auch ein schöner Fehler war. Es macht einfach Spaß, hier zu sein. Die Leute sind der Wahnsinn und wir haben irgendwie immer fantastisches Wetter.“
Die einzelnen Bestandteile des WUDLs (fünf Seidla Bier trinken, fünf Würste essen sowie knapp fünf Kilometer laufen) stellen als einzelne Disziplinen zunächst kein Problem dar. Erst die Kombination macht die einzelnen Komponenten zur Herausforderung. Im Teilnehmerfeld umgehört, zeichnet sich dennoch ab, dass die größte Schwierigkeit definitiv im „Woschdessen“ liegt.
Wie es nichtsdestotrotz möglich ist, den WUDL erfolgreich zu absolvieren, erklärt uns Michael, Sieger der Männerwertung. Als wir uns nach dem Geheimnis seines hervorragenden Abschneidens erkundigen, erklärt er: „Als ich beim Frühlings-WUDL das erste Mal mitgemacht habe, stellte ich fest, dass es spätestens ab der vierten Wurst ziemlich übel wird, da sie so kalt und trocken ist. Deshalb habe ich mir heute einen Liter kochendes Wasser in einer Thermoskanne mitgenommen und meine Würste vor dem Start damit warm gemacht. Das hat sich im Vergleich zum letzten Mal als besser erwiesen. Außerdem hilft es, die Würste mit Ketchup oder Senf zu essen.“
Wir halten also fest: Beim WUDL geht es definitiv um die Wurst! Um zu brillieren, sind nicht nur Sportlichkeit und Trinkfestigkeit erforderlich, sondern auch ausreichend Appetit. Wer mutig genug ist, kann sich bereits für den nächsten WUDL am 30. April 2022 anmelden. Doch auch für das Publikum ist das einzigartige Event allemal einen Besuch wert.