Die Pilzlehrwanderungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg sind mehr als nur eine Einführung in die Pilzkunde – sie vereinen Wissen, Praxis und Naturerlebnis. Die Teilnehmenden erfahren von Expert:innen wie Ursula Hirschmann, wie man essbare von giftigen Pilzen unterscheidet und worauf bei verschiedenen Pilzarten zu achten ist.
Es ist ein grauer Vormittag Ende Oktober. Die Bäume sind in Orange- und Gelbtönen gefärbt und eine Gruppe Menschen wartet an der Haltestelle des Nürnberger Tiergartens gespannt darauf, dass Frau Hirschmann sie in die Welt der Pilze einführt. Die Wälder rund um Nürnberg sind im Herbst ein wahres Paradies für Pilzliebhaber:innen. Besonders an regenreichen Tagen sprießen Steinpilze, Pfifferlinge, Maronen und viele andere Pilzarten aus dem Waldboden und laden zu Entdeckungstouren ein. Die Region ist ein bedeutender Lebensraum für verschiedenste Pilze, die eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen, indem sie abgestorbenes Material zersetzen und als Symbiosepartner mit Bäumen zusammenwirken.
Wie erkennt man nun die essbaren Pilze? Was sollte beim Pilzesammeln beachtet werden? Und was kann ich tun, um Vergiftungen zu vermeiden? Bei den Pilzlehrwanderungen der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg (NHG) wird diesen Fragen auf den Grund gegangen.
Die Wanderungen finden von Ende Juni bis Anfang November mehrmals im Monat statt. Der Startpunkt für die Touren ist meist die Endhaltestelle am Tiergarten Nürnberg oder Langwasser Süd. Die Wanderungen führen durch die artenreichen und pilzreichen Wälder der Region. Die Exkursionen, meist unter der Leitung von Pilzberaterin Ursula Hirschmann, bieten sowohl Anfänger:innen als auch erfahrenen Sammler:innen eine ideale Gelegenheit, verschiedene Pilzarten wie Maronen, Täublinge und Röhrlinge kennenzulernen. Der dreistündige Kurs vermittelt umfangreiche Informationen zu Pilzvorkommen und gibt gleichzeitig einen Einblick in die faszinierende Welt der Mykologie, auch Pilzkunde genannt.
Neben dem Sammeln und Bestimmen von Pilzen erhalten die Teilnehmenden wichtige Hinweise zur sicheren Erkennung essbarer Arten, denn viele ungenießbare und giftige Pilze sehen den essbaren zum Verwechseln ähnlich. Wer alleine zum Pilzesammeln geht und sicher gehen möchte, dass sein Fund essbar ist, nutzt die Pilzberatung. Besonders geeignet für Anfänger:innen sind Röhrlinge wie Steinpilze, Maronen und Birkenpilze. Zu beachten ist zudem, dass selbst die essbaren Pilze roh meistens giftig und ungenießbar sind. Die NHG empfiehlt daher, die Pilze nur zubereitet zu verzehren. Je nach Art sollten die Pilze ca. 20 Minuten erhitzt werden, damit die Giftstoffe komplett zerstört werden.
Hinweis: Die Pilze, welche auf den Fotos zu sehen sind, wurden zur Bestimmung vorab einer Expertin der Naturhistorischen Gesellschaft vorgelegt, sind aber anhand der Bilder nicht hundertprozentig bestimmbar. Alle Angaben sind somit ohne Gewähr.
Auf der Suche nach Pilzen sieht man häufig bestimmte Arten in der Nähe bestimmter Bäume vorkommen. Frau Hirschmann erklärt, dass beispielsweise in den Wäldern beim Faberhof Richtung Allersberg unter Umständen andere Pilzarten vorkommen können als in den Wäldern um den Tiergarten Nürnberg. Je unterschiedlicher die Baumarten, desto vielfältiger sind die Pilzarten. Der bereits erwähnte Birkenpilz wächst beispielsweise gerne in der Nähe von Birken. Dem zugrunde liegend sind die symbiotischen Beziehungen, in denen Pilze mit Bäumen und Pflanzen leben. Durch ihre Myzel, verbinden sie sich mit den Wurzeln der Symbiose-Partner und ermöglichen den Austausch von Nährstoffen und Informationen zwischen Pflanzen. Um sich Myzel besser Vorstellen zu können, könnte das Aussehen mit Wurzeln verglichen werden. Pilze zersetzen zudem abgestorbene Bäume, Blätter und Tierkadaver und setzen dabei Nährstoffe frei, die wieder von den Pflanzen aufgenommen werden können und der Pilz dient wiederum als Nahrungsquelle für Tiere. So schließen sich die Nährstoffkreisläufe. Pilze sind somit unverzichtbare Akteure im Waldökosystem.
Hinweis: Die Pilze, welche auf den Fotos zu sehen sind, wurden zur Bestimmung vorab einer Expertin der Naturhistorischen Gesellschaft vorgelegt, sind aber anhand der Bilder nicht hundertprozentig bestimmbar. Alle Angaben sind somit ohne Gewähr.
Am Ende der drei Stunden treten die Teilnehmenden und Frau Hirschmann den Rückweg an. Viele essbare Pilze wurden an diesem Tag zwar nicht gefunden, aber dafür nehmen alle Beteiligten einige neue Erkenntnisse und Tipps für die nächsten Sammeltouren mit. Wer Interesse hat, selbst an einer Pilzlehrwanderung teilzunehmen, kann das ab dem nächsten Jahr wieder tun – sobald die Pilze in den Nürnberger Wäldern wieder sprießen, werden auch die Pilzberater:innen der NHG dort wieder unterwegs sein.